Schröder kritisiert Ahmadinedschad bei Iran-Besuch

Teheran (dpa) - Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat bei einem Besuch in Teheran den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad für dessen anti-israelische Äußerungen und die Leugnung des Holocaust kritisiert.
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Gerhard Schröder im Gespräch mit Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
dpa Gerhard Schröder im Gespräch mit Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Teheran (dpa) - Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat bei einem Besuch in Teheran den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad für dessen anti-israelische Äußerungen und die Leugnung des Holocaust kritisiert.

Zugleich rief er das islamische Land auf, den Regierungswechsel in Washington als Chance zu begreifen und die Beziehungen zum Westen auf eine neue Basis zu stellen. Bei dem als privat bezeichneten viertägigen Besuch hatte Schröder fast die gesamte politische Elite des Landes getroffen, am Samstag auch Mahmud Ahmadinedschad und dessen Herausforderer Mohammad Chatami. Vor seinem Abflug besuchte Schröder am Sonntag noch die historische Stadt Isfahan in Zentraliran.

Das Gespräch mit Mahmud Ahmadinedschad fand hinter verschlossenen Türen im Präsidialamt statt. Weder Mahmud Ahmadinedschad noch Schröder äußerten sich näher zu den Inhalten. In einer kurzen Presseerklärung des Präsidialamts hieß es lediglich, dass beide einen Meinungsaustausch über regionale und internationale Themen geführt hätten.

Auch Schröder wollte das Treffen nicht kommentieren. Nach seinen Angaben zeigt der Iran aber Bereitschaft für einen Neuanfang der Beziehungen zum Westen. Die Entwicklung verlaufe jedoch nicht so wie gewünscht. Die Regierung in Teheran und der Westen sollten sich deshalb zum Ziel setzen, aufgenommene Gespräche zum Erfolg zu führen und nicht - wie in den vergangenen Jahren - scheitern zu lassen, meinte Schröder.

Teilnehmer beschrieben die Atmosphäre des Treffens mit Mahmud Ahmadinedschad als angespannt und eher kühl. Wenige Stunden zuvor hatte Schröder den iranischen Präsidenten in einer Rede vor der Industrie- und Handelskammer in Teheran offen kritisiert: «Der Holocaust ist eine historische Tatsache, und es macht keinen Sinn, dieses einmalige Verbrechen zu leugnen». Schröder war vom Zentralrat der Juden in Deutschland vorgeworfen worden, Mahmud Ahmadinedschad mit dem Treffen aufzuwerten. «Herr Schröder fügt dem Ansehen der Bundesregierung und der Bundesrepublik Deutschland schweren Schaden zu», sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse».

Mahmud Ahmadinedschad hatte vor zwei Jahren die Entfernung Israels aus dem Nahen Osten und dessen Verlegung nach Europa oder Amerika gefordert. Außerdem hatte er die historischen Dimensionen des Holocaust geleugnet und sie als «Märchen» bezeichnet.

Vor dem Gespräch mit Mahmud Ahmadinedschad war Schröder bereits mit Parlamentspräsident Ali Laridschani und Außenminister Manuchehr Mottaki zusammengetroffen. Im Gegensatz zu dem Treffen mit dem Amtsinhaber fand ein weiteres Gespräch am Samstagabend mit Ex- Präsident Chatami in entspannter Atmosphäre statt. «Wir sind ja gute alte Freunde und als wir beide noch im Amt waren, hatten die beiden Länder beste Beziehungen», sagte Chatami der Deutschen Presse-Agentur dpa nach dem Treffen.

Bei seinen Gesprächen forderte Schröder die Regierung in Teheran mehrfach auf, nach drei Jahrzehnten der Ablehnung das Angebot der neuen US-Regierung von Barack Obama zur Aufnahme eines Dialogs anzunehmen und eine neue Ära in seinen Beziehungen zum Westen zu ermöglichen. Laut Schröder könnte der Iran auch eine positive Rolle in Afghanistan spielen, etwa bei der Unterstützung der Regierung in Kabul und im Kampf gegen den Drogenhandel. Mahmud Ahmadinedschad hatte mögliche Gespräche mit den USA begrüßt, aber gleichzeitig einen Kontakt auf Augenhöhe und mit Respekt gefordert.

Schröder war auf Einladung eines iranischen Neurochirurgen - eines alten Bekannten aus Hannover - in den Iran gekommen. Als Bundeskanzler hatte er das Land nie besucht.

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