Schock-Prognose: Bayern-SPD nur bei 14 Prozent

MÜNCHEN - An schlechte Nachrichten sind die Genossen in Bayern ja gewohnt. Aber die Prognose für die Bundestagswahl ist für die Sozialdemokraten nicht nur schlecht, sie ist katastrophal. Nur noch 14 Prozent der Bayern würden demnach der SPD ihre Stimme geben. Damit liegen die Sozialdemokraten nur noch hauchdünn vor der FDP und den Grünen.
Das sieht düster für die SPD aus: Einen Monat vor der Bundestagswahl am 27. September sieht eine Prognose die Sozialdemokraten im Freistaat bei mickrigen 14 Prozent. Demnach gehen alle Direktmandate in Bayern an die CSU – schwarze Aussichten für die Roten.
Der AZ liegen die Ergebnisse der nicht öffentlichen Prognose vor. Dieser Vorhersage zufolge liegt die SPD fast gleichauf mit den „kleineren“ Parteien – mit der FDP oder den Grünen. Die Liberalen könnten demnach 13 Sitze über die Landesliste erobern – das entspricht nach den Erfahrungswerten der vergangenen Wahlen etwa 13 Prozent der Stimmen. Die Grünen würden bei ungefähr zwölf Prozent landen, die Linke bei fünf. Eine Prognose für die CSU liegt nicht vor, sie würde aber bei diesen Zahlen für SPD, FDP, Grüne und Linke deutlich über 50 Prozent erhalten.
Es droht ein SPDebakel
Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im Jahr 2005 war die Bayern-SPD noch auf 25,5 Prozent gekommen. Ein Wert, der in Umfragen derzeit nicht einmal der Bundes-SPD zugesprochen wird. SPDebakel.
Auch gab es bei der Wahl 2005 noch eine kleine rote Enklave im Freistaat – den Wahlkreis des Münchner SPD–Abgeordneten Axel Berg. Der wackelt aber gerade gewaltig. „Wenn man das rein empirisch betrachtet, bin ich derzeit wahrscheinlich draußen“, gibt Berg zu. Doch er ist zuversichtlich, dass er sein Direktmandat halten wird. „Wir haben die bessere Kampagne.“ Außerdem vertraut er darauf, dass sowohl sein Engagement für Energiethemen als auch seine Präsenz vor Ort Früchte tragen werden – seit zehn Jahren stellt er sich mit dem „Berg-Bus“ auf die Straße.
„Um Gottes Willen“, lautet der erste Kommentar der Bundestags- Kandidatin Claudia Tausend, als die AZ ihr am Telefon die aktuellen Prognose- Werte nennt. Doch sofort gibt sie sich wieder kämpferisch. „Dann heißt das jetzt, dass wir den Wahlkampf noch intensivieren müssen.“ Es gäbe nach wie vor das Ziel, für die Bayern- SPD deutlich über 20 Prozent zu erreichen. „So etwas spornt uns jetzt noch an!“
Die Genossen sprechen sich Mut zu
Der neue Chef der Bayern- SPD, Florian Pronold, bleibt gelassen – trotz düsterer Vorhersage: „Umfragen haben immer weniger Bedeutung, weil sich die Leute vor der Wahl immer kurzfristiger entscheiden.“ Bei der vorigen Bundestagswahl sei das Ergebnis der Bayern-SPD noch wenige Wochen zuvor zehn Prozent niedriger gewesen als am Stichtag.
Die Genossen sprechen sich Mut zu. Roland Fischer, der sich um das Mandat im Wahlkreis München-West/Mitte bewirbt, baut auch auf den München- Effekt – in der Landeshauptstadt ist die SPD traditionell etwas stärker als im Rest des Freistaats. „Bayern und München sind zum Glück zwei Paar Stiefel. Wir holen bei uns sicher über 30 Prozent“, meint er. Dann gibt es sogar noch eine Kampfansage an den Kontrahenten von der CSU: „Ich werde Hans-Peter Uhl in den wohlverdienten Ruhestand schicken, davon bin ich jeden Tag mehr überzeugt."
Julia Lenders