Schnelle Eingreiftruppe ab Juni in Afghanistan

Ein deutscher Kampfverband wird nach Afghanistan verlegt. Das Risiko sei «grundsätzlich nicht höher» als bei dem bisherigen Einsatz, dennoch werden die Soldaten psychologisch auf den Tod vorbereitet.
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Noch üben die Soldaten auf einem deutschen Truppenübungsplatz
dpa Noch üben die Soldaten auf einem deutschen Truppenübungsplatz

Ein deutscher Kampfverband wird nach Afghanistan verlegt. Das Risiko sei «grundsätzlich nicht höher» als bei dem bisherigen Einsatz, dennoch werden die Soldaten psychologisch auf den Tod vorbereitet.

Die ersten Vorauskommandos der deutschen schnellen Eingreiftruppe für Afghanistan werden Anfang Juni in den Norden des Landes verlegt. Das kündigte Brigadegeneral Jürgen Weigt am Montag bei einer Demonstration der Ausbildung der sogenannten Quick Reaction Force (QRF) auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen an.

«Die Masse der QRF wird Mitte Juni im Einsatzgebiet sein, um sich dort zu akklimatisieren», sagte Weigt, der von Juli an das Isaf-Kommando in Nordafghanistan hat. Dann lösen rund 200 Infanteristen der Panzerbrigade 21 aus dem lippischen Augustdorf den norwegischen QRF-Verband ab. Im Rahmen der Nothilfe für verbündete Kräfte könnten mit der QRF deutsche Truppen auch erstmals im umkämpften Süden des Landes zum Einsatz kommen. Auf mögliche Szenarien wollte sich Weigt vor dem Einsatz nicht einlassen: «Es wäre nicht sehr seriös, wenn wir uns mitten in der Lüneburger Heide über Strategien in Nordafghanistan unterhalten.»

Schutz für die Schutztruppe

Die Bundeswehrsoldaten der Eingreiftruppe sollen im Camp Marmal in Masar-i-Scharif stationiert werden. Nach bisherigen Plänen des Verteidigungsministeriums sollen rund 200 Soldaten nach Afghanistan verlegt werden. Die norwegische Armee, die diese Truppe noch bis zum Sommer stellt, umfasst rund 250 Mann. Die QRF soll die Internationale Schutztruppe Isaf schützen und eingreifen, wenn Wiederaufbauteams militärisch unter Druck geraten. Der Kampfverband kann aber auch gegen Terroristen vorgehen, Evakuierungen oder Konvois sichern. Trainiert wird in Bergen unter anderem der Einsatz mit einer minengeschützten Version des Schützenpanzers Marder. Außerdem bekommt jeder QRF-Soldat unter anderem ein GPS-fähiges Funkgerät, einen Taschencomputer mit digitalem Kartenmaterial, eine Digitalkamera und eine ABC-Schutzausrüstung. Zur Ausbildung zähle auch «die psychologische Vorbereitung, die Konfrontation mit Tod und Verwundung», sagte Weigt. In der Entsendung einer deutschen QRF- Truppe sehe er «keine neue Qualität» zum bisherigen Isaf-Einsatz.

Bisher 26 Tote in Afghanistan

Das Risiko sei für die Soldaten der Eingreiftruppe «grundsätzlich nicht höher als bei allen anderen deutschen Soldaten in Afghanistan», betonte der Brigadegeneral. Der Grad der Gefährlichkeit ändere sich aber mit den konkreten Aufträgen. Es gebe auch im Norden Afghanistans keine stabilen Verhältnisse und kein gesichertes Umfeld und zudem Kräfte, die den Wiederaufbau des Landes stören wollten. In Afghanistan seien bereits 26 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, sagte Weigt. Er habe die Soldaten der Eingreiftruppe und ihre Familien aufgefordert, «sich intensiv mit dem Thema Tod und Verwundung auseinander zu setzen». Die Soldaten nähmen auch an Lehrgängen zu diesen Themen teil. Nach Angaben des Brigadegenerals kommt ein breites Spektrum von Aufgaben auf die schnelle Eingreiftruppe zu. Die Truppe könne Patrouillen und Aufklärungseinsätze übernehmen und Hilfskonvois und öffentliche Veranstaltungen schützen. Die Soldaten könnten aber auch gewaltbereite Menschenmengen unter Kontrolle und offensive Operationen gegen gegnerische Streitkräfte durchführen, sagte Weigt.Die Eingreiftruppe könne auch Luftunterstützung anfordern, die «vom Überflug bis zum Einsatz von Wirkmitteln reichen» könne, sagte Weigt. (dpa/AP)

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