Schlichter Geißler: Stuttgart 21 am eckigen Tisch

Nach wochenlangem Gezerre holt Heiner Geißler erstmals Befürworter und Gegner des Stuttgarter Bahnhofs in einen Raum. Zwei Stunden halten sie es zusammen aus, dann ist vorerst wieder Schluss
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Brezn, Kaffee, Wasser – und ein Milliardenprojekt, um das der Streit tobt: Heiner Geißler (hinten links) holt Stefan Mappus (vorne) und die anderen Beteiligten an einen Tisch.
dpa Brezn, Kaffee, Wasser – und ein Milliardenprojekt, um das der Streit tobt: Heiner Geißler (hinten links) holt Stefan Mappus (vorne) und die anderen Beteiligten an einen Tisch.

Nach wochenlangem Gezerre holt Heiner Geißler erstmals Befürworter und Gegner des Stuttgarter Bahnhofs in einen Raum. Zwei Stunden halten sie es zusammen aus, dann ist vorerst wieder Schluss

STUTTGART Der sprichwörtliche „Runde Tisch“ war es nicht, an dem sich die Stuttgarter Bahnhofs-Streithähne am Freitag erstmals trafen. Sondern viel mehr ein langes Konferenztisch-Gebilde mit Ecken und Kanten. Hierher lud der Bahnhofs-Vermittler Heiner Geißler erstmals alle Beteiligten zu einem gemeinsamen Treffen im Stuttgarter Rathaus. Denn alles Bisherige war ja nur Vorgeplänkel: Bis in die Nacht zum Freitag hinein hatte es ein Tauziehen zwischen allen Beteiligten gegeben, wie die Verhandlungen genau ablaufen sollen – als ob es um Friedensverhandlungen zwischen Nord- und Südkorea ginge und nicht nur um ein lokales Bahnprojekt.

Eine Woche lang hatte Geißler gerödelt, bis er Projektgegner, Bahn, Landesregierung und natürlich sich selbst am eckigen Tisch hatte. Zum Auftakt des Treffens gab sich CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus hemdsärmelig: „Alle an den Tisch, alles auf den Tisch, dann kriegen wird das auch hin.“

Doch schon nach zwei Stunden war die fragile Tischgemeinschaft wieder gesprengt: Die Bahnhofsgegner, die aus mehreren Bündnissen und Vertretern von SPD und Grünen bestehen, wollten separat beraten: darüber, unter welchen Bedingungen die Gespräche fortgesetzt werden könnten, hieß es.

Dabei geht es um die schon vorab heiß diskutierte Frage, in welchem Umfang die Bauarbeiten ruhen müssen, damit keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden. Vor allem die Bahnhofsgegner misstrauen der Bahn tief. Wichtigster Punkt: die Arbeiten am Grundwasser. Die Bahn will noch vor der Frostperiode die Fundamente für eine große Halle mit Pump- und Filteranlagen legen. Das lehnen die Stuttgart 21-Gegner ab.

Trotzdem zeigten sich beide Seiten froh darüber, dass man überhaupt so weit gekommen ist. „Ich bin sehr optimistisch, sonst wäre ich nicht hier“, sagte Mappus. Doch von echter Schlichtung kann bislang nicht die Rede sein, eher von Abtasten. Zum Auftakt fand die Sitzung hinter verschlossenen Türen statt, künftig sollen die Treffen nach dem Willen der Bahnhofsgegner aber im Internet und im Fernsehen übertragen werden. Das wird vermutlich ein eher langwieriges Programm, doch auch Geißler ist dafür.

Am Samstag soll es in Stuttgart auch wieder Demonstrationen geben. Der Münchner Liedermacher Konstantin Wecker will dabei für die Stuttgarter singen: „Ihr Widerstand begeistert mich.“ mue

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