"Schlecht und dürftig": Leiter des Fünfseen-Festivals kritisiert Chaos bei Rückreise aus Israel

Matthias Helwig und Veronika Osterauer bemängeln schlechtes Vorgehen der Behörden.
von  Anne Wildermann
Veronika Osterauer und Matthias Helwig in der Stadt Akko.
Veronika Osterauer und Matthias Helwig in der Stadt Akko. © privat

Haifa/München — Matthias Helwig kann endlich aufatmen. Der Leiter des Fünfseen-Festivals hat einen Rückflug aus Israel nach Deutschland ergattert, ist am Freitag mit seiner Organisationsleiterin Veronika Osterauer in eine Lufthansamaschine nach München gestiegen. Der 63-jährige Gilchinger hat es aus der Hölle im Nahen Osten geschafft. Dabei war das nicht sicher.

Als die Angriffe losgingen, wurde der Rückflug aus Tel Aviv gestrichen

Rückblick. Helwig war seit Ende September mit seiner 40-jährigen Mitarbeiterin in Israel, um gemeinsam das internationale Haifa Filmfestival zu besuchen. Die zwei wollten am 7. Oktober den Rückflug nach Bayern antreten — daraus wurde nichts.

"Wir waren in Tel Aviv, als die ersten Angriffe losgingen", berichtete er am Donnerstag im Telefonat mit der AZ. Weiter: "Wir wollten dann am Dienstag mit einer Maschine zurück nach Deutschland, aber der Flug wurde bereits am Montag gestrichen." Die zwei waren ratlos, wussten nicht, wie es weitergeht. Hatten gehofft, dass sich die deutsche Botschaft regt, Infos mitteilt. Aber still ruhte der See. Dann entschlossen sich Helwig und seine Kollegin, von Tel Aviv nach Haifa zu fahren. "Das war eine gute Entscheidung! Hier ist es ruhiger — trotz angespannter Lage", erzählte er.

Infos der deutschen Botschaft waren "schlecht und dürftig"

Helwig hatte erfahren, dass andere Airlines ebenfalls ausländische Touristen aus dem Gefahrengebiet ausfliegen. Der Haken: Der Ticketpreis schoss von 300 Euro bis zu 1.500 Euro in die Höhe. "Ich hatte bei Turkish Airlines gebucht, aber alle Flüge wurden eingestellt." Helwig und Osterauer waren wieder auf Infos der deutschen Botschaft angewiesen, die seiner Ansicht nach "schlecht und dürftig" gewesen sind. Unter anderem soll sie den Vorschlag gemacht haben, von Haifa aus mit einem Schiff das Land zu verlassen. Fürs Einchecken wäre aber nur eine Stunde Zeit gewesen. "Wir haben mehr Infos von unseren Freunden und Familien aus Deutschland bekommen", sagte Helwig.

Ab Mittwoch ein Hoffnungsschimmer: Das Auswärtige Amt richtete eine Hotline ein. Helwig wählte sich gegen 21 Uhr ein. "Eine Stunde habe ich nur Warteschleifenmusik gehört, bis ich aus der Leitung geflogen bin." Gegen drei Uhr morgens versuchte er es erneut, wartete wieder eine Stunde. "Ich bin auf den Philippinen rausgekommen. Die Frau am anderen Ende der Leitung sprach schlechtes Englisch und dann ist auch noch ihr Computer abgestürzt."

30 Minuten später versuchte es Helwig wieder. Kam durch, landete dieses Mal in Südafrika bei einem fähigen Mitarbeiter, der zwei Rückflüge buchte.

Helwig: "Wir hatten das Gefühl alleingelassen worden zu sein"

Obwohl der Festivalleiter die Odyssee "ohne Aufregung" hingenommen hat, kritisierte er die Behörde dafür, dass es an "fundierten Infos und einem richtigen Plan" gemangelt habe. "Wir hatten das Gefühl, alleingelassen worden zu sein. Ein Satz wie: ,Wir holen Euch da raus!' hätte mehr Sicherheit, Zuversicht gegeben." Seiner Meinung nach hätte das Auswärtige Amt spätestens ab Dienstag Deutsche über den Luftweg evakuieren sollen.

Der Tag der Rettung: Freitag, der 13. — ab sofort ein Glückstag für beide.

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