Schafft sich Deutschland ohne Zuwanderung ab?
München – Deutschland wird seinen Wohlstand ohne Einwanderung von Millionen ausländischer Fachkräfte nicht halten können. Das prophezeit der Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn. Beim ersten Integrationstag des Bayerischen Landtags sagte der emeritierte Bremer Professor am Donnerstag, bis 2025 würden zwei Millionen Hochschulabsolventen in Deutschland fehlen. Allein um den Bevölkerungsrückgang zu begrenzen, müssten jährlich 100 000 Menschen nach Deutschland kommen. „Nur noch 30 Prozent der Unternehmen finden ohne Probleme Fachkräfte.“
Deutschland stehe in einem weltweiten Wettbewerb – es gebe viele „sterbende Nationen“ mit schrumpfender Bevölkerung. „Wir haben 56 Nationen ausgemacht, die alle in der selben Zwangsjacke stecken“ - allen voran China, das sowohl an Kinder- wie an Frauenmangel leidet.
Der Wissenschaftler kritisierte, dass Kinder für viele sogenannte Leistungsträger Nachteile bedeuteten: „Wer Nachwuchs will, soll selbst dafür bezahlen oder kinderlos bleiben.“ Bei Empfängern von Sozialleistungen dagegen übernehme der Staat die Kosten zu hundert Prozent. Von hundert Kindern, die heute nötig wären, um die deutsche Bevölkerung stabil zu halten, „werden 35 erst gar nicht geboren“.
Heinsohn machte auch den Wandel der Wirtschaft für den steten Rückgang der Kinderzahlen in den vergangenen zweihundert Jahren verantwortlich. 1818 habe es in Deutschland im Schnitt noch 45 Geburten auf 1000 Einwohner gegeben – heute seien es nur noch 8. Grund sei, dass Kinder heute nicht mehr zur Sicherung der eigenen Existenz nötig seien. „Fortpflanzung gibt es bei Straffreiheit von Geburtenkontrolle nur noch aus emotionalen Gründen“, sagte der Wissenschaftler. Derzeit füllten viele Länder ihren Fachkräftebedarf mit Einwanderern aus China auf. „Pro Jahr verlassen 600 000 Menschen China.“ Deutschland gebe sich im Gegensatz zu anderen Ländern aber keine Mühe, Chinesen anzuwerben.
Der Integrationstag im Landtag geht auf eine Initiative des Integrationsbeauftragten Martin Neumeyer (CSU) zurück. Zum Ende des Integrationstages sollte noch der erste bayerische Integrationspreis an die internationale Würzburger Theatergruppe Tschungulung verliehen werden. Die außergewöhnliche Gruppe mit Einwanderern aus 20 Ländern schafft spielerisch Zugang zu der zunächst fremden deutschen Sprache.
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