Sauerland-Terroristen: „Todesengel im Namen des Islam“

Der Sauerland-Prozess geht zu Ende: Harte Strafen mit nur wenig Milde für die Geständnisse – der Richter findet erschreckend, wie verführbar junge Menschen für islamistischen Terror sind.
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Die Terroristen der Sauerland-Gruppe
dpa Die Terroristen der Sauerland-Gruppe

DÜSSELDORF - Der Sauerland-Prozess geht zu Ende: Harte Strafen mit nur wenig Milde für die Geständnisse – der Richter findet erschreckend, wie verführbar junge Menschen für islamistischen Terror sind.

Es war der größte Prozess seit den RAF-Verfahren: Die vier Angeklagten der Sauerland-Gruppe wurden gestern zu langen Haftstrafen verurteilt. Richter Ottmar Breiding: „Sie haben ein ungeheures Blutbad geplant, aus Verblendung und verqueren Dschihad-Ideen.“ Die Angeklagten nahmen das Urteil an.

Das Gericht blieb nur minimal unter den Forderungen der Bundesanwaltschaft: Anführer Fritz Gelowicz muss zwölf Jahre in Haft (gefordert: zwölfeinhalb), Daniel Schneider ebenfalls zwölf (dreizehn; er hatte als einziger versucht, einen Polizisten anzugreifen), Adem Yilmaz elf (elfeinhalb) und ihr Helfer Attila Selek fünf (fünfeinhalb). An sich war ein Strafrabatt von jeweils bis zu zwei Jahren erwartet worden, weil die vier so umfassende Geständnisse abgelegt hatten, „wie sie der Senat noch nicht erlebt hat“, so Breiding. Man habe außergewöhnlich tiefe Einblicke in den Terrorismus gewonnen. Doch angesichts der „ungeheuren Bedrohung“ habe das Gericht im Strafmaß „nichts zu verschenken“ gehabt.

Breiding: „Einen Anschlag von einem solchen Ausmaß hat es in Deutschland noch nicht gegeben.“ 150 US-Soldaten hätten die vier mit ihren selbstgebastelten Bomben aus Wasserstoffperoxid töten wollen, im Auftrag der islamistischen Terrorgruppe IJU. „Sie waren zu hemmungslosem Töten bereit“, sagte der Richter den Angeklagten. Allerdings hatten Polizisten den gefährlichen Stoff während der Überwachung längst ausgetauscht.

Breiding fand vor allem eines erschreckend: „Welche verheerende Anziehungskraft der gewaltbereite Islam auch auf junge Menschen aus westlichen Gesellschaften ausübt.“ Schneider und Gelowicz stammen aus traditionellen deutschen Familien, sind als Jugendliche zum Islam konvertiert. „Dabei haben Ihnen lückenhafteste Kenntnisse dieser Religion gereicht, um sich zu Todesengeln im Namen des Islam zu erheben und ohne Skrupel, ja mit höchster Begeisterung Hunderte als Ungläubige töten zu wollen.“

Dies sei offenkundig nur die Spitze des Eisbergs, so der Düsseldorfer Richter und nutzte die Gelegenheit zu einer Generalabrechnung: „Es gibt zahlreiche verführbare oder schon verführte junge Menschen.“ Besonders anfällig seien sie, „wenn sie in ihren Familien nicht die erforderliche Aufmerksamkeit und Antworten auf essentielle Lebensfragen erfahren“. tan

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