Satte Populisten schaden Euro-Rettung
Die Politiker in Europa reden über die Euro-Krise wie Laien über Atomphysik, sagt Ökonom Heiner Flassbeck, Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel. Er hält die Politiker für überfordert. Merkel und Schäuble hätten sich in der Krise nicht ein Mal mit Ökonomen an einen Tisch gesetzt, kritisiert er. Im Rat der EU-Finanzminister würden 27 Delegationen stundenlang nur Platitüden abspulen.
Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, als hätten die Akteure der Euro-Krise vor allem nationale Interessen im Sinne. Als hätte keiner begriffen, worum es hier wirklich geht. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist keine überzeugte Europäerin. Ohne ihr Zögern wäre die Krise nicht so teuer geworden. Wolfgang Schäuble genießt zwar im Volk hohe Anerkennung, aber die Verschuldung Deutschlands bekommt er auch nicht in den Griff. Am schlimmsten aber sind Populisten wie Dobrindt und Söder. Ohne Rücksicht auf Verluste zerdeppern sie diplomatisches Porzellan, und das nur, um eigene Macht zu sichern. Sie sind satte Berufspolitiker, denen Frieden und Wohlstand in den Schoß gefallen sind, und sie versündigen sich an Europa.
Wenn der schlimmste Fall eintritt und Europa scheitert, dann stehen sie einmal in den Geschichtsbüchern. Und zwar als diejenigen, die es mit vermurkst haben. Ja, wir stecken in einer Krise, weil Europa viele Geburtsfehler hatte. Dass wir jetzt nicht rauskommen, liegt an den Akteuren. Die Idee von Europa ist nur so stark wie diejenigen, die sie tragen.
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