Sarkozy erklärt Merkel seine Liebe

Unter ihrer Führung habe sich die EU nach dem Scheitern einer gemeinsamen Verfassung aus ihrer Schockstarre gelöst, lobt die Jury die deutsche Kanzlerin. Und der französische Präsident findet ganz besondere Worte.
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Auch der spanische König kam zur Verleihung.
dpa Auch der spanische König kam zur Verleihung.

Unter ihrer Führung habe sich die EU nach dem Scheitern einer gemeinsamen Verfassung aus ihrer Schockstarre gelöst, lobt die Jury die deutsche Kanzlerin. Und der französische Präsident findet ganz besondere Worte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für ihre Verdienste um den europäischen Einigungsprozess mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet worden. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Krönungssaal des Aachener Rathauses als mutige und intelligente Politikerin mit Willenskraft: «Ich liebe Bundeskanzlerin Angela Merkel, mehr, als manche schreiben mögen.» Er habe viel von ihr gelernt, sagte er und fügte hinzu: «Wir sind ein harmonisches Paar.»

Merkel nahm den Preis bei der festlichen Zeremonie vor rund 900 geladenen Gästen - unter ihnen frühere Preisträger wie der spanische König Juan Carlos I. und der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog - aus den Händen des Aachener Oberbürgermeisters Jürgen Linden entgegen. In ihrer Dankesrede hob sie die Verantwortung Deutschlands für ein geeintes Europa hervor. Sie wolle sich auf den Lorbeeren des Karlspreises nicht ausruhen. Vielmehr mahne er sie, nicht nachzulassen und das «Haus Europa wohnlich, sturmfest und gastfreundlich» zu machen.

Die Frau «hinter dem Eisernen Vorhang»

Sarkozy sagte, er bewundere Merkel, die in weniger als 30 Jahren von einer Frau «hinter dem Eisernen Vorhang» zur EU-Ratspräsidentin geworden sei: «Dein Weg der Hoffnung ist auch ein Weg der Hoffnung für alle Europäer.» Er versprach, Frankreich werde bei seiner am 1. Juli beginnenden EU-Ratspräsidentschaft nicht zu seinem eigenen Nutzen arbeiten, sondern zum Nutzen Europas. Zudem hob Sarkozy die Bedeutung des deutsch-französischen Verhältnisses hervor. «Wir sind befreundet, wir sind verbrüdert, und das war nicht immer so», sagte er: «Unsere Großväter haben sich noch gegenseitig umgebracht.» Inzwischen sei das Verhältnis anders. «Deutschland und Frankreich - wir sind jetzt Freunde auf immer geworden», sagte er.

Pofalla: die Partei ist stolz auf Merkel

Zwar gebe es zwischen allen Ländern Meinungsverschiedenheiten, doch zwischen Deutschland und Frankreich sei dies anders: «Wir haben nicht das Recht, Missverständnisse bestehen zu lassen.» Merkel lobte ihrerseits, Frankreich habe die deutsche EU-Ratspräsidentschaft sehr unterstützt. Deutschland werde auch Frankreichs Ratspräsidentschaft zum Wohle Europas unterstützen. Zugleich betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stärke der Europäischen Union: Zwar sei beim Ringen um den Vertrag von Lissabon nicht immer alles reibungslos verlaufen, doch im Ernstfall habe man immer eine Einigung gefunden. «Diese Kraft ist für Europa lebenswichtig.» CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, seine Partei sei stolz auf die Auszeichnung für Merkel. Mit ihrer zugleich bestimmenden und zielorientierten Verhandlungsführung habe sie die Europäische Union wieder zu neuen Erfolgen geführt. Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, lobte sowohl Merkel als auch den deutschen Beitrag zur europäischen Integration. «Ich möchte deshalb nicht nur meinen Respekt als Freund, sondern auch meine Hochachtung vor Deutschland ausdrücken», sagte er der «Augsburger Allgemeinen».

Friedliche Proteste am Rande

Während der Verleihung fanden sich mehrere hundert Protestler zu meist friedlichen Demonstrationen vor dem Aachener Rathaus ein. Eine Gruppe habe jedoch Polizeisperren zu durchbrechen versucht und in anliegenden Straßencafés randaliert, sagte ein Polizeisprecher. Eine Person sei vorläufig festgenommen worden. Mit dem Karlspreis werden seit 1950 Persönlichkeiten oder Institutionen geehrt, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Im vergangenen Jahr erhielt der EU-Außenbeauftragte Javier Solana die Auszeichnung, zu den bisherigen Preisträgern gehören auch der frühere britische Premierminister Tony Blair und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. Vor Merkel erhielten bereits die deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Helmut Kohl den Karlspreis. Merkel ist erst die vierte Frau unter den Preisträgern nach der französischen Politikerin und ehemaligen Präsidentin des EU-Parlaments, Simone Veil (1981), der niederländischen Königin Beatrix (1996) und der norwegischen Politikerin Gro Harlem Brundtland (1994). Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die europäische Einigung. Er wird seit 1950 verliehen. Namensgeber ist Karl der Große. Der Preis ist mit einer symbolischen Summe von 5.000 Euro dotiert und besteht ferner aus einer Urkunde und einer Medaille. (AP/dpa/epd)

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