Russland wirft den USA "primitiven Versuch der Rache" vor
Die ukrainischen Regierungstruppen müssen in der Ostukraine allem Anschein nach schwere Rückschläge hinnehmen. Nach der Verschärfung derSanktionen wirft Russland den USA einen «primitiven Versuch der Rache» vor.
Donezk - Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine sprechen von neuen Kampferfolgen und Landgewinnen gegen die ukrainischen Regierungstruppen.
In den Gebieten Lugansk und Donezk seien einzelne Stadtteile und Ortschaften wieder unter Kontrolle der Aufständischen, teilten die prorussischen Kräfte am Donnerstag mit. Die Regierungstruppen seien zurückgedrängt worden. Eine Bestätigung dafür gab es in Kiew zunächst nicht.
Bei den Kämpfen habe es erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, teilten beide Seiten mit. Konkrete Zahlen lagen zunächst nicht vor. "Wir wissen, dass es Verluste gibt. Die Kämpfe dauern an. Unsere Leute halten sich. Aber es ist sehr schwer", sagte Andrej Lyssenko vom Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine.
In Moskau kündigte der Donezker Separatistenführer Denis Puschilin an, dass die prorussischen Kräfte in Kürze auch Slawjansk zurückerobern wollen. Die Aufständischen hatten die von ihnen über Wochen kontrollierte Hochburg am 6. Juli überraschend aufgegeben, um sich nach Donezk zurückzuziehen.
Die prorussische Kräften teilten auch mit, dass der Kommandeur einer ukrainischen Schützenpanzerbrigade im Konflikt desertiert sei und Tausende Soldaten zurückgelassen habe. Die Separatisten hatten die Regierungstruppen nach eigener Darstellung zuvor umzingelt. Die Soldaten würden massenhaft die Waffen strecken und nach Russland fliehen, hieß es.
Das Innenministerium in Kiew rief die Bürger in Donezk und Lugansk erstmals auf, sich selbst gegen die Aufständischen zur Wehr zu setzen. Es verwundere ihn, dass sich in einer Millionenstadt wie Donezk, in der "starke Männer, Bergarbeiter, mutige Menschen" leben, niemand den bewaffneten Eindringlingen entgegenstelle, sagte Berater Sorjan Schkirjak. Er hoffe, dass sich der Widerstand von Patrioten im Inneren bilde, um der Armee bei der Befreiung der Stadt Donezk zu helfen.
Russlands Präsident Wladimir Putin warf der Ukraine einen Missbrauch von Hilfsgeldern des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Finanzierung des blutigen Konflikts vor. "Das Geld wird für die Unterstützung der Wirtschaft und der Sozialsphäre gewährt, fließt aber in die Kampfhandlungen", sagte Putin während seiner Südamerika-Reise in Brasilia.
Russland habe ein Interesse an wirtschaftlicher Hilfe für die ukrainische Bevölkerung, aber nicht daran, dass "sich Oligarchen und Gauner" das Geld in die Taschen steckten, Das sagte Putin vor Journalisten laut einem vom Kreml am Donnerstag in Moskau veröffentlichten Manuskript.
Der Kremlchef verlangte ein Ende der Kampfhandlungen in den Gebieten Donezk und Lugansk. "Es müssen Anstrengungen unternommen werden, damit sich die Konfliktseiten an den Verhandlungstisch setzen", betonte er. Putin warf den USA vor, gegen solche Friedensgespräche zu sein und die Ukraine zur Fortsetzung der Kampfhandlungen zu drängen.
Mit Blick auf die neuen Sanktionen der USA gegen Russland warnte der Präsident vor einem "Bumerang"-Effekt der Strafmaßnahmen, die am Ende auch US-Unternehmen schaden würden. Das Außenministerium in Moskau sprach von einem "primitiven Versuch der Rache" dafür, dass sich die Ereignisse in der Ukraine nicht nach dem Willen Washingtons entwickelten.
Die USA wollten Russland die Schuld an dem Bürgerkrieg geben, der seine Ursache in einer tiefen innerukrainischen Krise habe. Die Strategie der USA und ihrer "Kiewer Klienten", die Lage mit Gewalt zu befrieden, sei gescheitert, teilte das Außenamt mit. Russland behalte sich das Recht auf Gegenmaßnahmen vor.
Die Strafmaßnahmen treffen die von Rezession und Kapitalabfluss geplagte russische Wirtschaft hart. Unternehmen in Russland beklagen, dass Investitionen ausblieben und neue Projekte in einem Klima wirtschaftlicher Unsicherheit nicht angeschoben würden.