Russland fordert ukrainische Armee in Mariupol zur Kapitulation auf

"Allen, die ihre Waffen niederlegen, wird das Leben garantiert", sagte Generalmajor Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium. Die Bilder aus der ukrainischen Kleinstadt Butscha schockieren die Welt - Russland verwehrt sich gegen die Vorwürfe.
von  AZ/dpa
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat zu dem Fund einer Vielzahl von Leichen in der ukrainischen Ortschaft Butscha eine Pressekonferenz seines UN-Botschafters in New York angekündigt. (Archivbild)
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat zu dem Fund einer Vielzahl von Leichen in der ukrainischen Ortschaft Butscha eine Pressekonferenz seines UN-Botschafters in New York angekündigt. (Archivbild) © Alexander Zemlianichenko/Pool AP/dpa

Moskau - Russland hat die ukrainischen Streitkräfte in der umkämpften Hafenstadt Mariupol erneut aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen.

Die Bataillone der ukrainischen Streitkräfte und die ausländischen Söldner sollten an diesem Dienstagmorgen über einen Korridor sicher die Stadt in Richtung der von Kiew kontrollierten Gebiete verlassen können, sagte der Generalmajor Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Montag. "Allen, die ihre Waffen niederlegen, wird das Leben garantiert", sagte er.

An diesem Dienstag solle erneut versucht werden, auch Zivilisten und ausländische Bürger aus der Stadt am Asowschen Meer in Sicherheit zu bringen, sagte er. In den vergangenen Tagen habe die ukrainische Seite immer wieder verhindert, Menschen aus Mariupol herauszubringen. Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite nicht.

Russland kündigt Pressekonferenz zu Leichen in Butscha an

In seinem Abendbericht teilte das russische Verteidigungsministerium mit, bei neuen Angriffen zwei Munitionsdepots und ein Kraftstofflager sowie zwei Kommandostellen zerstört zu haben. Zudem seien die prorussischen Separatisten in der Region Luhansk zwei Kilometer weiter vorangekommen. Das Gebiet Luhansk steht nach russischen Angaben inzwischen zu 90 Prozent nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow kündigte indes zu dem Fund einer Vielzahl von Leichen in der ukrainischen Ortschaft Butscha für den Abend eine Pressekonferenz seines UN-Botschafters in New York an.

Es würden Beweise vorgelegt, die die "wahre Natur jener Ereignisse zeigen, die jetzt in der Stadt Butscha unsere westlichen Partner versuchen, als Zeugnisse von Kriegsverbrechen der Russischen Föderation auszulegen", sagte Lawrow am Montag bei einer Pressekonferenz in Moskau.

Er warf zudem Großbritannien vor, Versuche Russlands zu boykottieren, den Fall Butscha bei einer Sitzung im Sicherheitsrat zu thematisieren. Die Pressekonferenz in New York ist nach russischen Angaben um 21.30 Uhr MESZ geplant.

Ukraine wirft Russland Massaker vor

Die Ukraine hat der russischen Armee ein Massaker an Zivilisten in Butscha in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew vorgeworfen. Dort wurden viele Leichen auf der Straße gefunden.

Russland weist das kategorisch zurück und spricht von einer "Inszenierung". Solche Anschuldigungen wie im Fall von Butscha müssten "auf Grundlage konkreter, unwiderlegbarer Fakten" erhoben werden, sagte Lawrow. Er warf wiederum den von "nationalistischen, neonazistischen Bataillonen geführten" ukrainischen Streitkräften vor, Verbrechen zu begehen, die verfolgt werden müssten.

Zugleich sagte Lawrow, die Verhandlungen zwischen der russischen und der ukrainischen Seite für ein Ende der Kämpfe gingen "intensiv" weiter. Er forderte die Regierung in Kiew auf, sich von ihren eigenen nationalen Interessen leiten zu lassen.

Die Ukraine sollte nicht auf ihre Berater im Ausland hören, sagte Lawrow mit Blick auf die USA, ohne sie namentlich zu nennen. Moskau wirft Washington immer wieder vor, die Ukraine als Werkzeug benutzen, um Russland zu destabilisieren. Lawrow meinte, dort werde zugeschaut, "wie sich hier die Krisenlage weiter hochschaukelt".

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