Russischer Ex-Duma-Abgeordneter: "Putin wird von uns vernichtet werden"

Die Ukraine will es nicht gewesen sein, in Moskau hält man die CIA für einen möglichen Drahtzieher, nun das überraschende Bekenntnis: Eine russische Partisanengruppe soll für den Autobombenanschlag auf Daria Dugina, die Tochter des Kreml-Chefideologen Alexander Dugin, verantwortlich sein.
Oppositionellem Ponomarev wurde Wiedereinreise nach Russland verwehrt
"Diese Aktion wurde, wie viele andere Partisanen-Aktionen auf russischem Territorium in den vergangenen Monaten, von der Nationalen Republikanischen Armee (NRA) ausgeführt", sagte der frühere Abgeordnete der russischen Duma, Ilya Ponomarev, in seinem oppositionellen Fernsehsender "February Morning".
Ponomarev war 2014 der Einzige, der im russischen Parlament gegen die Annexion der Krim gestimmt hatte. Die Rache der Moskauer Führung folgte prompt: Nach einem Trip in die USA wurde Ponomarev die Wiedereinreise nach Russland verweigert, 2019 wurde er ukrainischer Staatsbürger. Nach dem russischen Überfall auf das Nachbarland gründete er dort seinen TV-Kanal in russischer Sprache.

Angebliches Manifest besagt: "Putin wird vernichtet werden"
Dort verlas der 47-Jährige am Sonntagabend ein angebliches Manifest der NRA. "Wir erklären Präsident Putin zum Usurpator der Macht und Kriegsverbrecher, der die Verfassung missachtet, einen Bruderkrieg zwischen den slawischen Völkern entfesselt hat und russische Soldaten in den sicheren und sinnlosen Tod schickt."
Weiter heißt es in dem Schreiben laut dem britischen "Guardian": "Armut und Särge für die einen, Paläste für die anderen - das ist die Essenz seiner Politik. Wir glauben, dass entrechtete Menschen das Recht haben, gegen Tyrannei zu rebellieren. Putin wird von uns abgesetzt und vernichtet werden."
Die Gruppe wolle keine Zivilisten angreifen. Daria Dugina sei allerdings ein legitimes Ziel gewesen, eine "treue Gefährtin" ihres Vaters, der den Genozid in der Ukraine unterstütze. Sie sei eine der Stimmen gewesen, "die nach Gewalt und Mord" in den russisch-besetzten Gebieten in der Ukraine gerufen habe.
Partisanen sollen für weitere Attacken bereit sein
Ilya Ponomarev sagte, die NRA-Partisanen seien bereit für weitere Attacken auf hochkarätige Ziele im Umfeld des Kreml, darunter Regierungsbeamte, Oligarchen und Mitglieder der Sicherheitsdienste. "Bei Moskau hat ein bedeutsamer Vorfall stattgefunden", fügte er hinzu. "Dieser Angriff schlägt ein neues Kapitel des russischen Widerstandes gegen den Putinismus auf. Ein neues - aber nicht das letzte."
Ob es die NRA tatsächlich gibt, war zunächst nicht überprüfbar. Einige Kommentatoren in den Sozialen Netzwerken bezweifelten, dass eine improvisierte Oppositionsbewegung hinter einem solch ausgeklügelten und aufwendig geplanten Attentat stecken könnte, und sehen eher die Handschrift russischer Sicherheitsbehörden.
Dugina galt als glühende Verfechterin des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die 29-Jährige starb in der Nacht zum Sonntag, als ihr Auto in einer Moskauer Vorstadtsiedlung explodierte. "Das Verbrechen wurde von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und begangen", teilte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB gestern mit. Täterin sei eine 1979 geborene Ukrainerin, die Ende Juli gemeinsam mit ihrer Tochter nach Russland eingereist sei. Nach der Tat seien beide ins benachbarte Estland ausgereist. Kiew wiederum hatte schon zuvor jede Beteiligung zurückgewiesen.
Russischer Nationalist Dugin gilt als Ideenstifter für Angriffskrieg
Nicht wenige gehen davon aus, dass die Bombe eigentlich Duginas Vater töten sollte. Die USA, die Alexander Dugin auf ihrer Sanktionsliste haben, sehen den Ideologen als Ideenstifter des am 24. Februar vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Einmarschs in die Ukraine. Der 60-Jährige hat, wie Journalisten in Kiew berichten, offen zur Tötung von Ukrainern aufgerufen. Und auch von seiner Tochter Darja ist dieser Satz überliefert: "Ukrainer sind Unmenschen!" Dugin, der viele Bücher geschrieben hat, gilt als antiwestlicher Hassprediger und Kämpfer für die Idee einer slawischen Supermacht.
Am Sonntagabend saß er - anders als zunächst geplant - aber nicht mit seiner Tochter im Wagen.