Russischer Bahn-Chef ärgert sich über Conchita Wurst

Der Putin-Vertraute macht in Berlin die Unterschiede zwischen Ost und West deutlich
von  tan

Der Putin-Vertraute macht in Berlin die Unterschiede zwischen Ost und West deutlich

Berlin - Wie tief die Differenzen zwischen Russland und dem Westen gehen, zeigte am Donnerstag ein denkwürdiger Auftritt eines Putin-Vertrauten in Berlin: Wladimir Jakunin, Chef der russischen Staatsbahn, war bei einer Konferenz des Deutsch-Russischen Forums. Er warf dem Westen moralischen Verfall vor, als Beleg dafür führte er den Auftritt von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest an.

Jakunin steht auf der Sanktionsliste der USA, nicht allerdings der EU – sonst hätte der Bahnchef gar nicht kommen dürfen. Er unterschied auch zwischen Europa und den USA: „Das Wohlergehen Europas hängt stark davon ab, ob es nach der Pfeife der USA tanzt.“ Auf Druck der USA werde versucht, Russland westliche Werte aufzudrücken – im Westen komme ein „vulgärer Ethno-Faschismus“ in Mode. Die Sichtweise, alles Gute komme aus dem Westen, alles Böse aus dem Osten sei gefährlich, sagte Jakunin in Berlin. Und weiter: „Im russischen Volk gibt es das Gefühl, gehasst zu werden.“

Der Bahnchef, dem die russische Opposition Korruption in großem Stil vorwirft, nutzte einen großen Teil seiner Rede auch für harsche Argumente gegen Schwule und Lesben. Er kritisierte den Auftritt von Conchita Wurst vehement. „Die Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, das hat nichts mit bärtigen Frauen zu tun.“ Vier Prozent der russischen Kinder würden mit einer „genetischen sexuellen Abweichung von der Norm geboren“, führte der Bahn-Chef aus. „Ein Viertel der 14- bis 16-Jährigen ist in Gefahr, schwul oder lesbisch zu werden.“ Deswegen sei das russische Gesetz richtig, das eine positive Darstellung von Homosexualität verbietet.

Der einzige westliche Politiker, der bei Jakunin gut wegkam, ist der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier: „Er kann wirklich Brücken bauen.“

In der Ukraine selbst verpuffen gerade wieder alle diplomatischen Bemühungen. Regierungskräfte und Separatisten lieferten sich vor allem in Slawjansk und Kramatorsk heftige Gefechte, ohne groß Land zu gewinnen.

 

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