Rückzug? Beck fühlt sich missverstanden

„Wenn ich Teil des Problems sein sollte, ich klebe an keinem Stuhl.“ Ein Angebot? Eine Drohung? Die große Debatte, welchen Satz der SPD-Chef Beck wie gesagt und wie gemeint hat.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Hat SPD-Chef Kurt Beck erstmals seine Bereitschaft zu einem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur signalisiert?
dpa Hat SPD-Chef Kurt Beck erstmals seine Bereitschaft zu einem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur signalisiert?

BERLIN - „Wenn ich Teil des Problems sein sollte, ich klebe an keinem Stuhl.“ Ein Angebot? Eine Drohung? Die große Debatte, welchen Satz der SPD-Chef Beck wie gesagt und wie gemeint hat.

Die hohe Kunst der Interpretation: Am Tag nach dem Am-Stuhl-Klebe-Zitat von SPD-Chef Kurt Beck war am Mittwóch in Berlin das große Thema, was er erstens nun tatsächlich gesagt hat, was er zweitens damit gemeint haben könnte und wie es drittens aufgefasst worden ist. Er selbst jedenfalls fühlt sich völlig missverstanden.

Es geht um seine Rede vor der SPD-Fraktion. Übereinstimmend schildern zahlreiche Zeitungen und Nachrichtenagenturen unter Berufung auf verschiedene Abgeordnete die Szene so: Beck spricht über die Krise der Partei und die schlechten Umfragewerte. Dann der Satz: „Wenn ich Teil des Problems sein sollte, ich klebe an keinem Stuhl.“ Stille, Staunen. Ein Angebot? Eine Drohung? Beck kämpferisch hinterher: „Aber ich will für die SPD kämpfen, ich lasse mich nicht wegpusten.“ Die gleichen Informanten berichteten auch, dass er keineswegs einen amtsmüden Eindruck gemacht und um Unterstützung geworben habe. Dennoch: Das Wort vom Rückzug stand erstmals im Raum.

Die Interpretationen

In der folgenden Hektik bemühten sich zahlreiche SPD-Spitzenpolitiker, Becks Rede öffentlich zu interpretieren. Eine Rücktrittsdrohung sei das absolut nicht gewesen: „Der Sinn war das genaue Gegenteil“ (Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann), „weder direkt noch indirekt“ (Ulla Schmidt), „absolut nicht“ (Fraktionschef Peter Struck), „bestimmte, aus dem Zusammenhang gerissene Wortfetzen“ (Elke Ferner), „der Verlauf der Sitzung hat allen deutlich gemacht, dass wir mit Kurt Beck weiter vorangehen“ (Joachim Poß).

Dann meldete sich Beck selbst nochmal zu Wort: Er sei falsch verstanden worden, schuld an der Aufregung seien die Medien. Im ZDF erklärte er wörtlich: „Agenturen irren. In dem Fall bin ich einfach nicht richtig wiedergegeben worden – und zwar einfach nicht richtig wiedergegeben worden. Man muss nicht allem glauben, was unwahr ist.“

Und gleich nochmal

Und am Mittwoch bei einer Betriebsbesichtigung in Leuna gleich nochmal: „Es stimmt absolut nicht, dass ich meinen Rücktritt angeboten habe. Sondern ich habe meinen Willen deutlich gemacht, dass wir als SPD und ich als ihr Vorsitzender um unsere Chance kämpfen werden“, so Beck. Dem Publikum in Leuna riet er: „Lassen Sie sich nicht durcheinandermachen durch dummes Zeug.“ Er sei „zum Teil“ missverstanden worden. Und: „Die Krise in der SPD ist weitestgehend überwunden.“ Dabei wirkte er gelöst und entspannt – was als mögliches Signal dafür verstanden wurde, dass er sich damit abgefunden hat, bei der Kanzlerkandidatur Frank-Walter Steinmeier den Vortritt zu lassen und den geordneten Rückzug anzutreten. Für den Parteivorsitz gilt dies aber nicht.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.