Roter Zaubertrank

Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über den SPD-Parteitag.
von  Angela Böhm

Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über den SPD-Parteitag.

Er steht bei seinen Genossen tief in der Schuld. Peer Steinbrück weiß das. Die Genossen sind ihrem glücklosen Kanzlerkandidaten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Gemeinsam werden sie mit wehenden Fahnen untergehen, wenn er das Ruder nicht mehr herumreißen kann.

Statt auf volle Attacke zu schalten, musste sich die SPD auf ihrem Parteitag erst selbst wiederbeleben. Das geht offenbar nur noch mit einer ganzen Rot-Kreuz-Truppe.

Parteichef Gabriel, Bayern-Spitzenkandidat Ude, Kanzlerkandidat Steinbrück und sogar Grünen-Chefin Roth leisteten Erste Hilfe, um dem Patienten wieder Kraft, Leben und Mut einzuhauchen – auf seinem letzten Weg zum Wahltag. Jetzt nutzt nur noch Geschlossenheit. Und: Augen zu und durch.

Peer Steinbrück kämpft. Er geht in die Offensive. Seiner Partei versucht er Zaubertrank einzuflößen. Mit Demut, Selbstkritik und ungetrübter Angriffslust. Als wäre Augsburg ein kleines gallisches Dorf, von dem aus die Roten nun mit übermenschlichen Kräften gegen die übermächtige schwarze-gelbe Regierung ziehen.

Auf dem Parteitag hat’s schon funktioniert. Jubel, Freude, Heiterkeit hat Peer Steinbrück mit seiner Infusion bei den Genossen ausgelöst. Ihr Gemüt und ihre Seele hat er getroffen. Zumindest für ein paar Stunden.

Doch dass der Zaubertrank fünf lange Monate wirkt und der SPD die Superkraft verleiht – davon dürfen die Genossen seit gestern zumindest wieder ein bisschen träumen.

 

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