Roter Generalplan
Bisher schien es, als seien die Roten ein eher chaotischer Haufen: Im Bund brauchten sie immer eine Troika, weil sie sich nicht für einen Kanzlerkandidaten entscheiden können. Ihre Ministerpräsidenten machten ihr eigenes Ding. Und in Bayern war’s eh wurscht, wer den CSU-Regenten herausfordert. Da rührte der Rest der weiß-blauen Genossen erst gar keinen Finger, weil der SPD-Spitzenkandidat ja sowieso bei der schwarzen Übermacht unterging.
Doch jetzt ist alles anders. Die Sozialdemokraten wittern Morgenluft: Sie haben offensichtlich einen Plan. Generalstabsmäßig ziehen sie in den Wahlkampf ums Kanzleramt in Berlin und die Staatskanzlei in München. Die Sozis machen Ramadama: Altlasten wie Kurt Beck in Rheinland-Pfalz werden entsorgt. Mit Malu Dreyer als seine Nachfolgerin eine populäre Frau hervorgezaubert, die Seit an Seit mit Hannelore Kraft als rote Amazonen-Truppe ins Gefecht ziehen wird.
Ein ganzes Heer stellt Christian Ude in Bayern auf – vor dem sich die CSU diesmal tatsächlich fürchtet. Der Münchner OB scharrt die roten Kommunalpolitiker um sich. Die hatten sich zuvor noch nie in den Landtagswahlkampf eingemischt. Nun ziehen neun gestandene Oberbürgermeister, elf Landräte und zig Bürgermeister mit Ude in die Schlacht. Ihr Ruf: „Wir können nicht nur Kommune, wir können auch Staatskanzlei!“
Eine Chance für einen Machtwechsel jedenfalls hat die SPD. In Berlin und auch in Bayern.