Roman Herzog: Herzensangelegenheit Bundespräsident
Immer wieder aufs Neue an den Reformwillen im Volk appellieren – das war Roman Herzogs Herzensangelegenheit. Der verstorbene Bundespräsident war steter Mahner wider bürgerliche Behäbigkeit. Die berühmte "Ruck-Rede", gehalten am 26. April 1997 im Berliner Hotel Adlon, ist im kollektiven Gedächtnis der Deutschen haften geblieben.
Dass der Kampf gegen den inneren Schweinehund der Menschen sein großes Thema war, leuchtet ein, bedenkt man, dass Herzogs Amtszeit am 1. Juli 1995 begann – die Wiedervereinigung noch keine fünf Jahre her, die Herausforderungen im zusammenwachsenden Deutschland gewaltig.
Ein Intellektueller zum Anfassen
Was ist sonst geblieben von dem gebürtigen Niederbayern, dem Einser-Abiturienten, dem brillanten Juristen, dem spät berufenen CDU-Politiker? Vor allem auch das Private. Seine sympathische erste Frau Christiane, eine Dame, die sich unermüdlich im Kampf gegen die tückische Krankheit Mukoviszidose engagierte. Ihr früher Tod im Jahr 2000, der Witwer Herzog, mit dem viele Deutsche trauerten. Und sich wenig später wieder Freude, als er, damals schon ein Ex-Bundespräsident, mit Alexandra von Berlichingen ein zweites Mal sein Glück fand.
Roman Herzog wird in Erinnerung bleiben als ein Intellektueller zum Anfassen, blitzgescheit, gebildet, seinem Gegenüber an Geisteskraft fast immer überlegen. Dass ein solcher Mensch vom Volk nicht unbedingt geliebt, sondern eher respektiert wird, liegt auf der Hand. Aber Herzog hat es verstanden, sich so nahbar zu machen, wie es das hohe Amt von ihm verlangte. Er wird einem Land fehlen, dem es in diesen Zeiten an großen Denkern mitunter zu mangeln scheint.
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