Rösler verspottet Kanzlerin: "Merkel gibt's als Barbiepuppe"

„Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbiepuppe“, sagte Rösler am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg. Statt einer Rede des Gesundheitsministers gibt es Polit-Kabarett.
von  Abendzeitung
"Barbiepuppe" Merkel: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat bei einem Auftritt in einem bayerischen Bierzelt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verspottet
"Barbiepuppe" Merkel: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat bei einem Auftritt in einem bayerischen Bierzelt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verspottet © dpa/AP

ABENSBERG - „Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbiepuppe“, sagte Rösler am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg. Statt einer Rede des Gesundheitsministers gibt es Polit-Kabarett.

Die Maß Bier scheint ihm suspekt zu sein. Gesundheitsminister Philipp Rösler nippt nur am Schaum. Jetzt ja nicht die Sinne vernebeln, beim verbalen Schlagabtausch auf dem Gillamoos, mag er vielleicht denken. „Das ist meine Jungfernrede in einem bayerischen Bierzelt“, mimt er den Naiven - um kurz darauf allen Politikern, die nur ein paar Meter Luftlinie entfernt in den Ring gestiegen sind, die Show zu stehlen: Mit teuflischen Witzen über seine Chefin Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Kabinett. Statt einer Rede zur Politik zieht er ein Polit-Kabarett ab.

Ohne Chance mühen sich da Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder, der sich zur Gaudi seiner Zuschauer sogar in eine Lederhosen zwängt, und SPD-Chef Sigmar Gabriel in ihren Bierzelten an politischen Themen ab. Sogar Stoiber-Double Wolfgang Krebs verblasst mit seinem Kabarett vor mehr als tausend Zuhörern. Rösler dagegen hat nur 250 im Weinzelt, dem kleinsten Zelt, in dem sich jedes Jahr die FDP auf dem niederbayerischen Volksfest trifft.

Zu seinen Füßen spielt die Höllentaler Musi das Heimatlied. Oben, auf dem kleinen Podium, zwinkert Rösler diabolisch: „Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt's jetzt als Barbie-Puppe, die kostet 300 Euro.“ Die Puppe selber koste ja nur 20 Euro, erklärt er. „Aber die 40 Hosenanzüge, die sind so richtig teuer.“ Das war erst der Anfang. Merkel wolle künftig die Kabinettssitzung ins Internet stellen, legt er trocken nach: „Big Sister is watching you.“ Umweltminister Norbert Röttgen habe schon korrigiert: „Big Mama is watching you.“ Nur Arbeitsministerin Ursula von der Leyen sei völlig dagegen: „Nein, wir wollen keine Gewalt im Internet.“

Über das Kabinett kalauert Rösler: „Das ist eine schlagende Verbindung“. Über das Verhältnis zwischen seinem Parteichef Guido Westerwelle und Merkel lästert er: „Da herrsche gelegentlich Zickenterror.“

Das Publikum biegt sich vor Lachen. Rösler schaut nach oben, als hoffe er auf eine höhere Eingebung. „Im Vatikan ist die Hölle los“, schwadroniert er und denkt dabei an den Teufel. Ein alter Bischof habe gesagt: „Ja, aber die kleine Schwester regiert in Berlin.“

Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber lachen kann? „Ich habe schon immer gerne Witze über meine Chefs gemacht“, sagt Rösler zur AZ. Nicht nur über die. Sein Polit-Kabarett trägt den Titel: „Der kleine Philipp, der auszog, das Fürchten zu lernen.“ Als er Gesundheitsminister geworden sei, habe er gedacht, jetzt habe er es geschafft, sinniert Rösler: „Schöne Frauen, schnelle Autos, einen Porsche vor der Tür, einen Haufen Geld im Keller. Warum soll ein Gesundheitsminister nicht auch so leben, wie ein stinknormaler Vorsitzender der Linkspartei?“

Bei Röslers kabarettistischem Feuerwerk tut sich die restliche Politikprominenz schwer. SPD-Chef Gabriel versucht es mit dem Thema Atom und wirft der Bundesregierung wegen des Akw-Kompromisses Käuflichkeit vor (siehe auch Seite 4). Und Söder springt auf den Sarrazin-Zug auf: Er habe zwar kein Problem damit, wenn jemand nicht deutsch lernen wolle, sagt der bayerische Gesundheitsminister unter Anspielung auf die Integrationsdebatte. „Aber dann muss er auch nicht in dem Land leben, wo deutsch gesprochen wird".

Rösler freilich erteilt seinem Amtskollegen Söder die Höchststrafe: Er ignoriert ihn: „Ich spreche nur über wichtige Politiker.“ Dann redet er über Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, den wiederum Söder für unwichtig hält. Herrmann habe in Niedersachsen einen Pferdestall kontrolliert, startet Rösler den Witz. Die Hälfte seien Araber gewesen, die hätten sofort den Stall verlassen müssen. Dies habe zwar Thilo Sarrazin gefreut. „Die Pferde aber haben jetzt eine Gewerkschaft gegründet", so der FDP-Minister. „Die heißt Pfer.di.“

Seine Zuhörer fragt er: „Kennen Sie den Unterschied zwischen Herrmann und mir?“ Die Antwort: „Bei einem Arzt merken Sie, dass Sie abgehört werden.“ Es geht Schlag auf Schlag. Auch auf sich selbst nimmt er keine Rücksicht: „Wissen Sie, was ein Gesundheitsminister mit einem Bikini gemein hat? Alle fragen sich, wie lange er hält und wann er endlich fällt."

Auch warum er keinen richtigen Zug aus seinem Maßkrug nimmt, erklärt Rösler bissig: „Genetisch bedingt, würde Sarrazin sagen.“ Er habe durch seine asiatische Abstammung nur ein Enzym. Deshalb vertrage er auch nicht so viel, wie die Bayern.

Und zum Schluss noch einen Rauswerfer: „Die Polizisten hier passen nicht auf mich auf“, klärt Rösler seine Zuschauer auf. „Sondern auf das Auto, damit es nicht nochmal geklaut wird“ – eine Anspielung auf Vorgängerin Ulla Schmidt, der in Spanien der Wagen gestohlen worden war. Das Weinzelt kocht. Rösler zeigt asiatische Gelassenheit und keine Regung. Er nippt noch einmal an seiner Maß. Das wird Ärger in Berlin geben. Rösler cool zur AZ: „Wenn's in der Gesundheitspolitik nicht klappt, werde ich Kabarettist." Angela Böhm

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