»Robert Mugabes letzte Karte ist verspielt«
HARARE - Der Hamburger war lange Auslandsreporter beim „stern“. Gerade ist sein Buch „Im Land des Hasses. Undercover durch Simbabwe“ erschienen. Hans-Joachim Loewer im AZ-Interview über Simbabwe.
Stürzt der Diktator von Simbabwe nach 28 Jahren im Amt? Noch sind die Stimmen vom Samstag nicht ausgezählt, doch sowohl Robert Mugabe (84) als auch sein Herausforderer, Ex-Finanzminister Simba Makoni (58), sehen sich vorn. Auch Morgan Tsvangirai (56) von der Bewegung für demokratischen Wandel gab sich siegessicher.
AZ: Herr Loewer, wie wird die Wahl wohl ausgehen?
HANS-JOACHIM LOEWER:Da bin ich auch gespannt. Es scheint für Mugabe diesmal wirklich auf der Kippe zu stehen.
Warum?
Weil der Niedergang nicht mehr nur für Leute, die Besitz verloren haben, spürbar ist, sondern für alle.
Für was steht Mugabe?
Mugabe und Simbabwe, das ist für mich ein afrikanischer Musterfall: Der Staat wird als Mittel dazu angesehen – ohne moralische Hemmungen –, sich und seine Sippschaft zu bereichern. Da fast alle in Simbabwe dieser Philosophie anhängen, konnte sich das System so lange halten. Die Menschen müssen kapieren, dass man eigene Anstrengungen unternehmen muss, wenn man sein Land hochbringen will.
Ist das die Philosophie der Opposition?
Da sind honorige Leute dabei. Doch die Opposition ist gespalten. Was sie eint, ist der Wille, Mugabe loszuwerden.
Geht er, wenn er verliert?
Da habe ich große Zweifel. Das wäre eine große Schande für ihn, eine Demütigung.
Er sagt: „Wenn man vom Volk abgelehnt wird, ist es Zeit, die Politik zu verlassen.“
Da schwingt eine Unsicherheit mit, die so bislang nicht vorhanden war. Aber Mugabe hat ja langjährige Übung darin, Wahlen „vorzubereiten“ und zu „organisieren“.
Droht ein zweites Kenia?
Das ist nicht auszuschließen. Die ganzen Sicherheitsleute, Polizei und Militärs, wissen ja, dass sie Dreck am Stecken haben. Gnade ihnen Gott, wenn dieses System zusammenbricht. Deshalb wird aus diesen Reihen bis zuletzt Widerstand kommen. Es geht nicht allein um Mugabe. Da haben viele etwas zu verlieren.
Wurde in der Vergangenheit auch gefälscht?
Immer, natürlich. Die Ländereien, die Mugabe den Weißen abgenommen hat, sind bei früheren Wahlen regelmäßig verschenkt worden – unter der Bedingung, für seine Partei zu stimmen. Doch jetzt ist fast alles verteilt. Von den 4500 weißen Farmern, die einmal in Simbabwe gelebt haben, sind nur noch 300 bis 400 übrig. Mugabes letzte Karte ist verspielt.
Was ist aus den einst ertragreichen Farmen geworden?
Da werden heute keine Kartoffeln oder ähnliches mehr angebaut, sondern Wochenendpartys gefeiert.
Int.: nk
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