Ringstorff hört am Tag der Einheit auf

Über seinen Rücktritt ist immer wieder spekuliert worden. Er hat dazu stets nur eines gesagt: So lange wie Adenauer werde er nicht regieren. Jetzt hat der Ministerpräsident bekannt gegeben, wann seine Amtszeit endet.
von  Abendzeitung
Für ihn ist mit 69 Schluss
Für ihn ist mit 69 Schluss © dpa

Über seinen Rücktritt ist immer wieder spekuliert worden. Er hat dazu stets nur eines gesagt: So lange wie Adenauer werde er nicht regieren. Jetzt hat der Ministerpräsident bekannt gegeben, wann seine Amtszeit endet.

Erst Ende Juni hatte es die jüngsten Gerüchte gegeben. Harald Ringstorff werde im September zurücktreten. Sein Nachfolger sei der Sozialminister Sellering, der auch an der Spitze der Landes-SPD steht. Da wird er 69 Jahre alt und hat das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern fast zehn Jahre lang regiert. Ringstorff ließ umgehend dementieren, so hat er das immer gemacht, jedes Mal, wenn wieder über seinen Rücktritt spekuliert hatte. Er gilt als einer, der Entscheidungen alleine trifft, und sie dann kurzfristig verkündet. Also wusste auch an diesem Mittwoch zunächst kaum jemand davon, dass Ringstorff am Nachmittag etwas mitteilen würde. Und schon gar nicht, was genau.

Um 15 Uhr stellte er sich dann in Schwerin vor die Kameras und gab bekannt, womit so lange schon alle gerechnet hatten. Er wird zurücktreten. Zum Tag der deutschen Einheit. Am 3. Oktober. Mit Ringstorff dürften zwei andere Sozialdemokraten die Regierung verlassen. Es gilt als wahrscheinlich, dass bei seinem Abritt auch Verkehrsminister Otto Ebnet und die Finanzministerin Sigrid Keler gehen. Sein möglicher Nachfolger Sellering, so wurde es vor einigen Wochen kolportiert, könnte schon Anfang November sein neues Kabinett vorstellen. Er hätte anschließend noch gut zwei Jahre Zeit, sich bei Mecklenburgern und vor allem bei Vorpommern so beliebt zu machen, dass er bei der Wahl 2011 im Amt bleibt. Gerade in Vorpommern hat die SPD einen schweren Stand. Bei den Kommunalwahlen im Frühjahr erhielten dort manche Landratskandidaten weniger als zehn Prozent der Stimmen.

Bushs Hand «wie ein toter Fisch» geschüttelt

Die Zeit würde Sellering brauchen. Sollte er tatsächlich bald an der Spitze eines der letzten SPD-regierten Flächenländer stehen, beerbt er einen beliebten Vorgänger. Der kräftige, bärtige Ringstorff, wirkt auf den ersten Blick sehr still und verschlossen, aber vielleicht passt gerade dieses Image des sturen Seebären ganz gut in die ostdeutsche Küstenregion. Als der Minsterpräsident dem US-Präsidenten während dessen Besuch in seinem Bundesland traf, habe er dessen Hand «wie einen toten Fisch» geschüttelt beobachtete der Spiegel. Er zeigt den Leuten, was er von ihnen hält. Schon zu Beginn seiner Amtszeit musste Ringstorff sich durchsetzen - gegen die Widerstände aus seiner eigenen Bundespartei, die der Meinung war, dass ein Bündnis mit der PDS keine gute Idee sei. 1994, vier Jahre bevor daraus doch etwas wurde, hatte der damalige Vorsitzende Rudolf Scharping das noch verhindert. Ringstorff hat später einmal recht nüchtern bemerkt, dass er einigen aus seiner Partei, die aus den alten Bundesländern stammten, den Vorwurf mache, «dass sie einfach zu wenig Kenntnisse über die DDR haben.» Mit der PDS gab es regelmäßige, aufreibende Auseinandersetzungen, so dass es Ringstorff möglicherweise gar nicht schwer gefallen ist, wegen der knappen Mehrheit auf die die rot-rote Koalition nach der Wahl 2006 nur noch zählen könnte, ein neues Bündnis mit der CDU einzugehen. (nz)

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