Richard Burt: "Ein heißes Pferderennen"

Der Ex-US-Botschafter in Deutschland, Richard Burt, talkte in München über die US-Vorwahlen. Und Horst Teltschik freut sich auf seinen Super-Gast für die Sicherheitskonferenz.
MÜNCHEN Es war an einem Faschingswochenende vor gut 30 Jahren. An der Hotelbar des „Bayerischen Hofs“ trafen sich zwei junge, damals noch unverheiratete Amerikaner, die nach den schönen Münchnerinnen schauten. Es war ihre erste Begegnung: Der eine, Senator John McCain (71), will im Herbst nächster US-Präsident der Republikaner werden. Am Freitag wird er wieder in den Bayerischen Hof kommen – zur Sicherheitskonferenz. Der andere, Richard Burt (61), stieg 1985 zum US-Botschafter in Deutschland auf. Er war bereits an diesem Wochenende in München. Um Fasching ging es diesmal nicht, sondern um ein heißes „Pferderennen“ – so nennen sie die Vorwahlen in den USA – und um den „Super Tuesday“.
Eine Frau, ein Schwarzer und ein alter Mann
Für Burt gleichen die drei aussichtsreichsten Kandidaten Hillary Clinton, Barack Obama und John McCain einem „Wunder“: „Eine Frau, ein Schwarzer und ein alter Mann stehen zur Wahl, das muss man sich mal vorstellen“, sagte er beim Roundtable-Gespräch mit CSU-Chef Erwin Huber und einem Dutzend Managern, zu dem Ex-McKinsey-Europachef Herbert Henzler ins „Mandarin Oriental“ geladen hatte.
Auch Nelson Cunningham, Demokrat und einstiger Berater von US-Präsident Bill Clinton, wollte keine Prognose abgeben: „Der Super Tuesday wird noch nicht entscheiden, ob Obama oder Clinton antreten. Sie werden sich bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.“ Wenn sich Burt einen Gegner für McCain wünschen dürfte, wäre die Sache klar: „Gegen Hillary Clinton hätte er die bessere Chance.“ Denn Hillary polarisiere im Gegensatz zu Obama die Wähler. Außerdem habe der junge Anwalt die Jugend auf seiner Seite. Burt: „Da gibt’s eine regelrechte Beatlemania.“
Cunningham macht sich um die Demokraten Sorgen: Während die Republikaner ein echtes Kandidatenproblem hätten und wohl mit einem 71-Jährigen antreten müssten, kämpften in seiner Partei zwei Top-Politiker gegeneinander: „Wenn das noch lange andauert, könnte zu viel zwischen beiden zerstört werden.“
Dass es in den USA nach Bush zu einem Regierungswechsel kommt, da sind sich die Demokraten sicher – egal ob mit Obama oder Hillary. Auch wenn Burt noch hofft: „Die Amerikaner lieben Superstars. Und McCain hat Arnold Schwarzenegger auf seiner Seite.“
Horst Teltschik, der Gastgeber der Sicherheitskonferenz, wollte zuerst keine Vorwahl-Prognose wagen – dann traute er sich doch: „Hillary wird es machen.“ Ganz sicher aber sei eines, so Teltschik stolz: „Dass McCain am Freitag nach München kommt.“
Angela Böhm