Revolution in Russlands Hinterhof
BISCHKEK - Der Diktator von Kirgistan ist gestürzt: Die Bittere Armut löste einen Massenaufstand aus. Moskau billigt den Aufstand und hat die Regierung bereits anerkannt.
Blutiger Machtwechsel: Nach den massiven Unruhen mit vielen Toten in Kirgistan hat die Opposition die Macht übernommen und den „Sieg der Volksrepublik“ ausgerufen. Moskau hat die neue Regierung bereits erkannt.
In der Hauptstadt Bischkek trat die neue Regierungschefin Rosa Otunbajewa vor die Presse und lobte die „siegreiche Revolution“. „Der Volksaufstand hat die Tyrannei und die Repressionen gegen die Menschen beendet“, sagte die 59-Jährige, die sich als Vorkämpferin der Menschenrechte profiliert hat. Unter dem gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew war sie 2004 zunächst Außenministerin, zog sich aber bald unter Protest in die Opposition zurück. Der designierte Verteidigungsminister Ismail Issakow: „Praktisch alle Streitkräfte stehen fast vollkommen unter unserem Befehl.“
Dahinter verbirgt sich, dass der gestürzte Bakijew in seine Heimat im Süden des Landes geflohen ist. Unklar war, ob er dort noch versuchen will, Anhänger um sich zu sammeln.
Korruption und Vetternwirtschaft haben das Land ruiniert
Kirgistan war früher eine Sowjetrepublik. Korruption und Vetternwirtschaft haben das Land in Russlands Hinterhof ruiniert. Frust und Verzweiflung unter den Bürgern sind angesichts von bitterer Armut und massiver Unterdrückung enorm. Da genügte ein kleiner Funke, um blitzschnell eine Eskalation der Gewalt hervorzurufen, und aus niedergeknüppelten Protesten einen landesweiten Aufstand zu machen. Es kam vielerorts zu Plünderungen, Brandschatzungen und massiver Gewalt. Laut dem neuen Gesundheitsministerium gab es mindestens 74 Tote.
Die neue Regierung sitzt offenbar einigermaßen stabil im Sattel: Moskau hat sie bereits anerkannt, Regierungschef Wladimir Putin sagte dem Land „humanitäre Unterstützung“ zu. Der Kreml dementierte, etwas mit dem Aufstand gegen den zuletzt auch in Moskau unpopulären Bakijew zu tun gehabt zu haben. Auch die USA haben ein großes Interesse an Kirgistan: Dort liegt der für die Route nach Afghanistan wichtige Stützpunkt Manas.
Bakijew war vor fünf Jahren im Rahmen der „Tulpenrevolution“ an die Macht gekommen, ebenfalls nach einem Volksaufstand gegen Armut und Korruption. Doch dann beschritt der damalige Hoffnungsträger selbst den Weg des Diktators, der sich nur bereichern will.
tan
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