Revolution des Lesens: Ein iPod für Bücher

Stirbt das Buch? Ab Mittwoch bringt Sony ein neues Lesegerät für elektronische Bücher auf den Markt. Tausende Werke können dort gespeichert werden. Die Buchbranche will gerüstet sein und nicht die gleichen Fehler der Musikindustrie machen.
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Ist dieses Gerät der Anfang vom Ende für das gute alte Buch?
dpa Ist dieses Gerät der Anfang vom Ende für das gute alte Buch?

MÜNCHEN - Stirbt das Buch? Ab Mittwoch bringt Sony ein neues Lesegerät für elektronische Bücher auf den Markt. Tausende Werke können dort gespeichert werden. Die Buchbranche will gerüstet sein und nicht die gleichen Fehler der Musikindustrie machen.

Heute beginnt die Revolution des Lesens. Das behauptet zumindest die Firma Sony. An diesem Mittwoch kommt der „Sony Reader PRS-505“ in Deutschland auf den Markt. Pünktlich zur Leipziger Buchmesse, die am Donnerstag beginnt. Das elektronische Lesegerät kostet 299 Euro, hat Taschenbuch-Größe und bietet Speicherplatz für Tausende Digital-Bücher.

Nach zahlreichen Versuchen ist der „Sony Reader“ das erste Gerät, das es wirklich mit dem Papier-Buch aufnehmen kann. Die Buchbranche ist alarmiert: Die Verlage wollen nicht die gleichen Fehler machen wie ihre Musikkollegen. Denen hatten iPod und MP3-Player das Geschäft mit CDs verdorben: Viele Verbraucher laden sich Musik illegal herunter. Die AZ erklärt, warum das E-Book die Buchbranche aufmischen kann.

Das Prinzip: Wer elektronisch Bücher lesen will, benötigt ein digitales Lesegerät. Neben dem „Sony Reader“ plant auch das Versandhaus Amazon, seinen „Kindle“ in Deutschland herauszubringen. Und Wizcom will bald den „txtr“ herausbringen. Verlage und Buchhandlungen stellen Buch-Dateien ins Internet. Die Verbraucher laden sich die Datei herunter und spielen sie auf ihre Lesegeräte.

Die Anbieter: Die deutsche Buchbranche hat eine Online-Plattform eingerichtet, auf der E-Books verkauft werden. Der Name: „libreka!“ Ab morgen können unter www.libreka.de 100000 Buchtitel heruntergeladen werden. In drei bis fünf Jahren sollen dort alle deutschsprachigen Bücher angeboten werden. Das Prinzip von „libreka!“: Die Buchhandlungen sollen an dem Online-Geschäft beteiligt werden. Bevor der Kunde kauft, darf er seinen Umsatz einem real existierenden Laden zukommen lassen.

Die Nutzer: Der Buchhandel glaubt, dass vor allem Studenten oder Vielleser, die oft unterwegs sind, die neue Technik nutzen. Auch ältere Menschen mit Sehschwäche sind potenzielle Kunden, da sich die Schrift vergrößern lässt.

Die Kosten: E-Books werden nur ein wenig günstiger sein als normale Bücher. Der Grund: Die Mehrwertsteuer auf E-Books beträgt 19 Prozent, die auf gedruckte Bücher nur 7 Prozent. Die Produktion von E-Books ist gar nicht so günstig: Bücher müssen von den Verlagen eingelesen werden. Die Daten müssen in Dateien verwandelt werden, die von allen Lesegeräten angenommen werden können.

Das Potenzial: Nach einer Forsa-Umfrage wollen in diesem Jahr 2,2 Millionen Deutsche ein E-Book kaufen. Damit steht der Markt am Anfang. Wolfgang Balk, Verleger des Deutschen Taschenbuch-Verlags (dtv), schätzt, dass E-Books einen Marktanteil von bis zu zehn Prozent erzielen können – das entspräche nach heutigen Dimensionen einem jährlichen Umsatz von einer Milliarde Euro (siehe Interview). Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien rechnet ebenfalls mit einem Wachstum. Grund: Nach Sony werden immer mehr Firmen Lesegeräte anbieten, die Preise werden sinken – und die Nachfrage steigt.

Volker ter Haseborg

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