Reiche Alte, arme Kinder

Durch eine neue DIW-Studie bekommt der Generationenstreit neues Futter:: Den Rentnern geht’s besser als der restlichen Bevölkerung.
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Drei Mädchen auf dem Weg in die „Arche“, ein Zentrum für bedürftige Kinder in Berlin: Hier lebt jedes dritte Kind von Hartz IV.
ap Drei Mädchen auf dem Weg in die „Arche“, ein Zentrum für bedürftige Kinder in Berlin: Hier lebt jedes dritte Kind von Hartz IV.

BERLIN - Durch eine neue DIW-Studie bekommt der Generationenstreit neues Futter:: Den Rentnern geht’s besser als der restlichen Bevölkerung.

Führende Ökonomen machten am Dienstag deutlich, dass es nach ihren Zahlen den Älteren besser geht als dem Rest der Bevölkerung – vor allem besser als den Familien. „Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, ein armes Kind zu treffen, fünfmal größer als die, auf einen armen Rentner zu stoßen“, so der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen.

Seniorenpaare haben pro Jahr 20 000 Euro

„Altersarmut ist eines der am meisten überschätzten Probleme unserer Zeit“, so Raffelhüschen. „Die heutigen Rentner sind die reichsten, die dieses Land jemals gesehen hat.“ Zu ähnlichen Schlüssen kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das gerade eine Studie über die Einkommen von 12 000 Haushalten gemacht hat. Danach haben Seniorenpaare pro Jahr und Person 20 000 Euro zur Verfügung – das sind 104,5 Prozent des so genannten durchschnittlichen bedarfsgewichteten verfügbaren Einkommens der Gesamtbevölkerung.

Junge Elternpaare mit einem Kind kommen nur auf 83,6 Prozent dieses Wertes, alleinerziehende Frauen nur auf zwei Drittel. Die Renten aus der gesetzlichen Kasse sind zwar nicht üppig. Im Schnitt sind es 806 Euro pro Person. Doch dazu kommen häufig noch Betriebsrenten oder Einkünfte aus Lebensversicherungen oder Vermietungen.

Nicht Altersarmut sondern arme Kinder seien das Problem

So meint auch DIW-Experte Markus Grabka: „Durchschnittlich haben die Senioren mehr verfügbares Einkommen als die Jüngeren, die heute ihre Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen und später deutlich weniger Rente rausbekommen werden.“ Auch der Mannheimer Ökonom Axel Börsch-Supan, Chef desWissenschaftlichen Beirats beim Wirtschaftsministerium, sagt: „Wir haben kein Altersarmutsproblem, sondern ein Problem mit Kindern, die arm aufwachsen.“

2,3 Prozent der über 65-Jährigen beziehen Grundsicherung (also 347 Euro plus Miete wie bei Hartz IV). Bei der übrigen Bevölkerung liegt der Anteil der Hartz-IV-Bezieher bei 13 Prozent, bei Familien mit Kindern bei 17 Prozent – und in Berlin wächst sogar jedes dritte Kind mit Hartz IV auf. Eines ist aber unumstritten: Die Altersarmut wird zunehmen und zum immer größeren Problem. Denn immer mehr Jüngere haben nicht mehr 45 Jahre lang feste Stellen, sondern zahlen nur lückenhaft oder als Geringverdiener sehr wenig an.

Und auch Arbeitslosigkeit drückt auf die Altersbezüge: Für zehn Jahre als Hartz- IV-Bezieher gibt’s später 21,90 Euro Rente im Monat. tan

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