Regierung Merkel: Noch ein Kurswechsel
Die deutschen „Patriots“ in der Türkei sind Waffen zur Vorneverteidigung. Sie sollen Raketen abfangen, bevor diese am Zielort Schaden anrichten. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist auch Patriotin, was sie aber in der Türkei demonstriert, sind eher Rückzugsgefechte, und die können spätere Schäden nicht verhindern.
Es ist so wie der Homo-Ehe, mit der Atomkraft, mit der Familienpolitik. Auch in der Türkei-Politik deutet sich ein Berliner Kurswechsel an – die Wende wird zum Merkmal der Merkel-Regierung.
Jahrelang trug Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Ablehnung einer türkischen EU-Mitgliedschaft wie eine Monstranz vor sich her. Sie trug damit der latenten Ablehnung der fremden Kultur Rechnung und der Furcht, 90 Millionen Türken seien zuviel für die EU . Der von ihr geprägte Begriff einer „privilegierten Partnerschaft“ wird in der Türkei als ausgewachsene Provokation verstanden. Das war der Kanzlerin bisher immer egal. Seit kurzem vermeidet sie den Begriff auffällig. Das ist kein Zufall, sondern ein Richtungswechsel.
Es ist eben wie immer bei dieser Technikerin der Macht. Die Zeiten haben sich geändert. Die Kraft der Fakten ist unbezwingbar, die Türkei als aufstrebende Wirtschaftsmacht ist für die EU mehr wert als die Unterstützung alter Ressentiments. EU-Kommissar Günther Oettinger könnte recht behalten. Die Bundesregierung werde bald „auf Knien nach Ankara robben“, um die Türkei nach Europa zu holen.