Regierung erobert Hafenstadt zurück
Regierungstreue Kräfte in Libyen haben nach mehrtägigem Beschuss die von Rebellen besetzte Hafenstadt Ras Lanuf zurückerobert.
Bengasi Der ehemalige libysche Innenminister General Abdel Fattah Junis, der sich auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatte, räumte am Samstag ein, dass die Stadt und eine strategisch wichtige Ölraffinerie sich unter Kontrolle der Anhänger von Muammar al- Gaddafi befänden.
Auch in die Stadt Sawija im Westen des Landes waren am Freitag erneut regierungstreue Kräfte eingerückt. Gaddafi-Anhänger mit grünen Fahnen versammelten sich in den Straßen der 50 Kilometer westlich von Tripolis gelegenen Stadt.
Die Streitkräfte ließen Panzer auffahren. Angesichts der militärischen Erfolge der Regierungstruppen zeigte sich der Vorsitzende des oppositionellen Nationalrats, Mustafa Abdel Dschalil, enttäuscht über die Zurückhaltung der internationalen Gemeinschaft.
Er kritisierte, dass sie zwar ihre Solidarität mit den Gegnern Gaddafis äußere, aber keine militärischen Schritte einleite. "Wenn es keine Flugverbotszone gibt und die Schiffe nicht kontrolliert werden, wird es in Libyen eine Katastrophe geben", sagte Abdul Dschalil.
Den Westen forderte der ehemalige Justizminister zu entschiedenen Schritten gegen das Gaddafi-Regime auf. "Natürlich sind wir enttäuscht. An jedem Tag, der vorbeigeht, werden Zivilisten getötet und verletzt." Verhandlungen mit Gaddafi lehnte Abdul Dschalil ab.
"Alle Menschen im Land wollen, dass Gaddafi geht. Über eine andere Option wird nicht verhandelt", sagte Abdul Dschalil. Gaddafi warnte das Ausland vor einer militärischen Intervention und drohte mit tausenden Toten.
Im Fall eines Eingreifens werde er "Libyen in ein neues Vietnam verwandeln", sagte Gaddafi. US-Präsident Barack Obama erklärte am Freitag, die internationale Gemeinschaft übe weiterhin Druck auf Gaddafi aus und ziehe "die Schlinge um den Hals" des libyschen Machthabers immer enger.
Arabische Liga berät über Flugverbotszone
Unterdessen kamen die Außenminister der Mitgliedstaaten der Arabischen Liga (AL) in Ägypten zu Beratungen über die Lage in Libyen zusammen. Bei der Sitzung am Samstag in Kairo gehe es auch um die Einrichtung einer Flugverbotszone, sagte der stellvertretende Generalsekretär der AL, Ahmed Bin Helli.
Die Mitgliedstaaten der Liga seien uneins, wie mit der Krise in Libyen umgegangen werden solle. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton kündigte ihre Teilnahme an dem Treffen der AL an. Es sei notwendig, über mögliche Wirtschaftssanktionen gegen das Gaddafi-Regime zu sprechen, sagte Ashton. "Wir haben mit der besonnenen Planung aller Optionen begonnen", sagte Ashton am Samstag zu Journalisten.
"Wir bemühen uns um einen gemeinsamen Ansatz." Die USA weiteten ihre Sanktionen gegen das libysche Regime aus. Wie das Finanzministerium mitteilte, wurde am Donnerstag das Vermögen von weiteren Mitgliedern der Familie Gaddafi sowie das von einigen engen Beratern des libyschen Machthabers eingefroren.
Bereits zuvor waren Geld- und Sachwerte von Mitgliedern des Regimes in Höhe von rund 32 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro) durch die amerikanischen Behörden blockiert worden. Von den neuen Maßnahmen betroffen sind Gaddafis Frau Safia Farkasch, vier seiner Kinder sowie vier weitere Personen, unter ihnen der libysche Geheimdienstchef Abdullah al Senussi, den die USA für die Organisation eines Massakers mit 1.200 Toten im Jahr 1996 in der Stadt Bengasi sowie für die Rekrutierung ausländischer Söldner verantwortlich machen.
- Themen:
- Barack Obama
- Catherine Ashton