Reformen gefordert: Aufstand der Katholiken
MÜNCHEN - Eine kleine Revolution: 144 Theologie-Professoren fordern in einem Memorandum die Abschaffung des Zölibats, die Priesterschaft von Frauen und mehr Mitbestimmungsrechte für die Gläubigen.
Es ist eine kleine Revolution: 144 katholische Theologie-Professoren haben ein Memorandum unterschrieben, in dem von der Kirche tiefgreifende Reformen gefordert werden – unter anderem die Abschaffung des Zölibats, die Priesterschaft von Frauen und eine Wahl der Bischöfe durch das Kirchenvolk.
Es tut sich höchst Ungewöhnliches in der sonst so verknöchert wirkenden katholischen Kirche. Angestoßen durch die Forderung nach einer Lockerung des Zölibates durch mehrere namhafte katholische CDU-Politiker (darunter Bundestagspräsident Norbert Lammert), hat die Reformdiskussion eine ungewöhnliche Dynamik erhalten. Auch innerhalb des Kreises der kirchlichen Würdenträger wird jetzt über den Zölibat diskutiert.
Zu denen, die für eine offene Diskussion eintreten, gehört der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Dagegen spricht Kardinal Walter Brandmüller von einer „Kampagne und von einer persönlichen Beleidigung für die überwiegende Zahl von Priestern, die den Zölibat aus freien Stücken und treu lebten“.
Brandmüllers Äußerungen waren auch für Theologie-Professor Gerd Häfner von der LMU Anlass, das Memorandum „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“ zu unterschreiben. Brandmüller habe versucht, „mit falschen Behauptungen das notwendige Gespräch abzuwürgen“, so Häfner zur AZ. Wichtig ist ihm vor allem, „dass das so wichtige gemeindliche Leben durch den Priestermangel erodiert“ und Gläubige fern bleiben, weil ihnen nicht zugetraut wird, Mitverantwortung zu übernehmen. Im Memorandum heißt es: „Das kirchliche Amt muss dem Leben der Gemeinde dienen – nicht umgekehrt.“ Doch Priester würden „verheizt und brennen aus“.
Deswegen brauche die Kirche auch verheiratete Priester und Frauen im kirchlichen Amt. mh