Rede zum Tag der Einheit: Wulff hat wieder Ärger

„Der Islam gehört zu Deutschland“: Das Zitat des Präsidenten kommt in der Union schlecht an. Das Bekenntnis des Bundespräsidenten zum Islam in seiner Rede zum Tag der Einheit ruft im eigenen Lager heftige Proteste hervor.
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Bundespräsident Christian Wulff
dpa Bundespräsident Christian Wulff

„Der Islam gehört zu Deutschland“: Das Zitat des Präsidenten kommt in der Union schlecht an. Das Bekenntnis des Bundespräsidenten zum Islam in seiner Rede zum Tag der Einheit ruft im eigenen Lager heftige Proteste hervor.

BERLIN Durch seine erste „große Rede“ wollte er die Kritik an seiner Amtsführung loswerden. Doch dabei hat sich Christian Wulff offenbar getäuscht. Das Bekenntnis des Bundespräsidenten zum Islam in seiner Rede zum Tag der Einheit ruft im eigenen Lager heftige Proteste hervor – vor allem in der CSU.

„Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“, hatte Wulff am 3. Oktober gesagt. Beim CSU-Landesgruppenchef in Berlin, Hans-Peter Friedrich, kam das schlecht an. Gerade noch als „wichtigen Diskussionsbeitrag“ mochte Friedrich Wulffs Rede sehen. Aber: „Dass der Islam Teil unserer Kultur ist, unterschreibe ich nicht. Diese Interpretation des Bundespräsidenten teile ich nicht.“ Die christlich-abendländische Kultur mit jüdischen Wurzeln sei die Leitkultur, in die sich alle zu integrieren hätten, die in Deutschland leben wollten. Zwar gebe es Millionen von Muslimen in Deutschland, sagte Friedrich. Aber es gebe „objektive Grenzen der Integrationsfähigkeit“ – etwa Schulklassen ohne deutschstämmige Kinder.

Ähnlich äußerten sich auch andere Unionspolitiker mehr oder weniger diplomatisch:

CDU-Innenausschusschef Wolfgang Bosbach: „Zwar ist der Islam inzwischen Teil der Lebenswirklichkeit in Deutschland, aber zu uns gehört die christlich-jüdische Tradition."

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer: „Eine solche Aussage kann missverstanden werden. Aus Religionsfreiheit darf nicht Religionsgleichheit werden."

Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis: „Die Rede war missverständlich. Wenn der Bundespräsident den Islam in Deutschland mit dem Christentum und dem Judentum gleichsetzen wollte, hielte ich das für falsch."

Laut einer ersten Umfrage des YouGov-Instituts kritisieren zwei Drittel der Deutschen Wulffs Äußerung. Besonders auf Distanz gingen Wähler der Union, der FDP, aber auch der Linkspartei.

Wulff selbst äußerte sich zu der Kritik gestern nicht. Bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an die Deutsche WM-Mannschaft legte er sich aber erneut multikulturell ins Zeug: „Unter den Spielern gibt es einen Arne, einen Thomas, einen Hans-Jörg – und einen Jerome, einen Sami, einen Mesut und einen Miroslaw. Und diese so bunte Mannschaft in Südafrika hat uns alle begeistert.“

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