Rebellen erobern Grenzposten in Libyen
Libysche Aufständische haben am Donnerstag den Grenzübergang Wassin zu Tunesien eingenommen.
Tripolis/Bengasi - Dabei zwangen sie 13 Soldaten des Machthabers Muammar al-Gaddafi, unter ihnen zwei Generäle, zur Flucht ins Nachbarland.
Das meldete die staatliche tunesische Nachrichtenagentur TAP. Zwei erfahrene Kriegsreporter, der Filmemacher Tim Hetherington und der Fotograf Chris Hondros, wurden am Vortag in der heftig umkämpften Küstenstadt Misurata getötet.
Die beiden Reporter traf eine Panzerabwehrgranate, als sie Gefechte zwischen den Verteidigern der Stadt und angreifenden Gaddafi-Truppen dokumentierten, berichteten Augenzeugen und Kollegen. Der Brite Hetherington (41) war für seine Afghanistan-Dokumentation "Restrepo" (2010) für den Oscar nominiert und arbeitete zuletzt als Fotograf für das US-Magazin "Vanity Fair". Der US-Amerikaner Hondros (41) war für die Fotoagentur Getty Images im Einsatz.
Beide Reporter verbanden ihren gefährlichen journalistischen Einsatz auch mit dem Engagement für Menschenrechte und für die Dokumentierung des Leids von Zivilisten in Kriegen. Bei dem selben Angriff am Mittwoch wurde auch der britische Fotograf Guy Martin von der Agentur Panos schwer verletzt. Er befand sich am Donnerstag außer Lebensgefahr.
Misurata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, wird seit fast acht Wochen von Gaddafis Truppen belagert. Die Kämpfe dauerten auch am Donnerstag unvermindert an. Allein am Tag zuvor seien zehn libysche Zivilisten getötet und rund 100 weitere verletzt worden, teilten Oppositionskreise am Donnerstag in ihrer Hochburg Bengasi mit. Auch drei Aufständische kamen in Misurata ums Leben. Hilfslieferungen der UN erreichten die Stadt auf dem Seeweg, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira.
Die USA wollen die libysche Opposition jetzt erstmals direkt unterstützen. Wie Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte, sollen die Regimegegner medizinische Artikel, Uniformen, Schutzausrüstung, Radios und Nahrungsmittel im Wert von 25 Millionen Dollar (17,2 Millionen Euro) erhalten. Vorausgegangen seien wochenlange Beratungen mit dem Übergangsrat in Bengasi über die am dringendsten benötigten Güter. Die provisorische Regierung der Gaddafi-Gegner bat auch um Waffenhilfe, doch Washington konnte sich bislang zu keiner Entscheidung durchringen.
Die libyschen Aufständischen hoffen deshalb auf schnelle Waffenhilfe aus Europa. Durch zusätzliche Waffen und ausländische Militärexperten werde sich das Blatt bald wenden, sagte Abdelhafizh Ghoga, ein führendes Mitglied des Übergangsrates, in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa in Bengasi. Anfangs habe es noch Diskussionen darüber gegeben, ob Waffenlieferungen an die Rebellen durch die UN-Resolution zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung gedeckt seien. "Doch mit Italien haben wir inzwischen eine Einigung erzielt und auch mit Großbritannien", sagte Ghoga.
Die am Dienstag angekündigten britischen Militärberater seien aber noch nicht in Libyen eingetroffen. Ghoga sprach sich auch für den Einsatz ausländischer Truppen zum Schutz der Zivilisten in Misurata aus. "Wenn dies nötig ist, um humanitäre Hilfe zu leisten oder sichere Zonen für Zivilisten zu schaffen, so wäre dies auch durch die UN-Resolution 1973 gedeckt", sagte er. Die Rebellen wollten aber nicht, dass diese Truppen mit ihnen an der Front gegen die Soldaten Gaddafis kämpfen.