Razzia bei Wulff: Computer sichergestellt
Jetzt also doch – Hausdurchsuchung bei Christian Wulff. Bei den Ermittlungen gegen den zurückgetretenen Bundespräsidenten soll die Staatsanwaltschaft Computer sichergestellt haben. Auch Wulffs Unternehmer-Freund Groenewold bekam Besuch von den Ermittlern.
Großburgwedel/Hannover – Zwei Wochen nach dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff hat die Staatsanwaltschaft Hannover sein Wohnhaus in Großburgwedel durchsucht. Die Aktion am Freitagabend sei „auf freiwilliger Basis“ verlaufen, es gebe keinen Durchsuchungsbeschluss, sagte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur dpa in Hannover.
Ein Staatsanwaltschaft und fünf Beamte des Landeskriminalamts hätten gegen 17.15 Uhr mit der Durchsuchung begonnen. Eine Stunde später war die Aktion noch nicht beendet. „Der Herr Bundespräsident a.D. ist kooperativ“, sagte Sprecher Jürgen Lendeckel. Die „Bild“-Zeitung berichtete, es seien Computer sichergestellt worden.
Gegen Wulff wird wegen Verdachts auf Vorteilsannahme ermittelt. Im Zuge der Ermittlungen gegen den 52-jährigen Ex-Präsidenten waren am Donnerstag bereits Büroräume und Wohnung des mit ihm befreundeten Filmproduzenten David Groenewold in Berlin durchsucht worden - ebenfalls einvernehmlich, wie Groenewolds Anwaltskanzlei Moser Bezzenberger am Freitag der dpa mitteilte.
Vor zwei Wochen hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Wulff und Groenewold wegen möglicher Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung eingeleitet. Groenewold soll Wulff in dessen Amtszeit als niedersächsischer CDU-Regierungschef Urlaube auf Sylt bezahlt haben. Die Landesregierung hatte einer Firma Groenewolds knapp ein Jahr zuvor eine Bürgschaft von vier Millionen Euro gewährt, die aber nicht in Anspruch genommen wurde. Wulff hatte erklären lassen, Gronewold das Geld in bar zurückgegeben zu haben.
Bei der Durchsuchung der Gronewold-Räumlichkeiten stellten die Ermittler nach Informationen der „Bild“-Zeitung am Donnerstagabend umfangreiches Daten- und Aktenmaterial sicher. Groenewold will sich seiner Kanzlei zufolge zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Auch die Staatsanwaltschaft machte dazu keine Angaben.
Die Staatskanzlei in Hannover übergab den Ermittlern unterdessen weitere Unterlagen. „Insgesamt wurden rund 450 Seiten aus unserem Haus abgegeben“, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident David McAllister (CDU). In allen Ministerien würden Mitarbeiter weiter nach Unterlagen zum Verhältnis zwischen Wulff und Groenwold suchen. Es werde zudem nach Akten zum Verhältnis zwischen Groenewold und Wulffs früherem Sprecher Olaf Glaeseker gesucht. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Lobby-Treffen Nord-Süd-Dialog wegen Verdachts der Bestechlichkeit.
„Focus Online“ berichtete, dass die Hausdurchsuchung in Großburgwedel schon für Donnerstag geplant gewesen sei. Wegen der Anwesenheit zahlreicher Journalisten sei die Aktion aber kurzfristig abgesagt worden. Staatsanwaltschaft und Wulffs Anwalt Gernot Lehr wollten dazu auf dpa-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Die Ermittler rechnen damit, dass das Verfahren gegen Wulff mehrere Monate dauern wird. Rund 20 Beamte sind mit dem Fall beschäftigt.
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