Ratlos und hilflos
AZ-Redakteurin Anja Timmermann
Es ist eine Farce, wie es sie schon lang nicht mehr gegeben hat: Der syrische Diktator Assad erlaubt nicht mal dem Roten Kreuz, die Verletzten von den Schlachtfeldern zu bergen – und hält gleichzeitig, während die Bomben auf Homs und Hama regnen, ein Referendum in den ruhigeren Städten ab, das nichts ist als ein Feigenblatt fürs Image.
Dabei bräuchte er nicht mal das: Die restliche Welt lässt sein Morden ohnehin tatenlos geschehen. Dabei sind sich der Westen und die arabische Welt so einig wie noch nie – allein, es folgt nichts daraus. Im Gegenteil, das Scheitern der Uno-Resolution hat Assad erst recht als Freibrief zum Metzeln verstanden. Da ist vor allem die Angst vor dem Iran und vor Russland: Beide protegieren das Regime von Damaskus. Im Fall Libyen war das anders: Der durchgeknallte Gaddafi hatte keine Verbündeten mehr. Auch logistisch wäre eine Unterstützung schwieriger: In Libyen hatten die Aufständischen ein geschlossenes Gebiet im Osten, in Syrien sind sie auf belagerte Städte verstreut. Deutschland bietet klassischerweise humanitäre Hilfe für Flüchtlinge an – aber, so sagt die syrische Opposition dazu: Wir wollen unser Land doch nicht verlassen, sondern unversehrt und frei dort leben.
2005 hat die Uno das Konzept „Responsability to protect“ beschlossen: die Verantwortung, Schwache zu schützen. Und sei es, wenigstens die syrischen Deserteure mit Waffen zu beliefern. Wer immer nur zuschaut, macht sich irgendwann mitschuldig.
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