Putin: Zyniker der Macht

Der AZ-Chefreporter Matthias Maus schreibt über das Urteil gegen Kreml-Kritiker Nawalny.
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Der AZ-Chefreporter Matthias Maus schreibt über das Urteil gegen Nawalny.

Es weht ein eiskalter Ostwind durch diesen Sommer – politisch zumindest. Was sich in Russland gerade abspielt unter der Regie von Wladimir Putin, das erinnert an tiefste Sowjetzeiten. Und doch ist etwas anders. Die Wende zurück zum totalitären Staat, sie wird ihm langfristig nicht gelingen. Da lässt der Präsident 160.000 Mann aufmarschieren, das größte Militär-Manöver seit der Zeit vor Gorbatschow.

Da lässt eine willfährige Justiz einen Regime-Kritiker nach dem anderen vorführen und dann in Handschellen abführen: Die Assoziation mit Schauprozessen unheimlichsten Angedenkens drängt sich auf. Putins Logik entspricht den Gesetzmäßigkeiten, unter denen der ehemalige Geheimdienstler Karriere gemacht hat. Man nehme Machismo, gepaart mit kalkulierter Einschüchterung von Gegnern und verspreche die Rückkehr zur Großmacht. Das funktioniert, solange etwas abfällt vom Rohstoff-Reichtum für die Massen, und solange die ungleiche Verteilung nicht zu krass auffällt. In Russland leben aber nicht nur Oligarchen, korrupte Eliten und eingeschüchtertes Fußvolk. Es entsteht eine Mittelschicht, die mitbestimmen will, es wächst eine Jugend nach, die sich nicht hinters Licht führen lässt durch PR-Witzchen wie das Asyl für Edward Snowden.

Putin ist der perfekte Zyniker der Macht, aber sein Volk wird über kurz oder lang aufbegehren. Das erleben alle Autokraten irgendwann. Ob sie in Kairo herrschen, in Südamerika oder in Moskau.

 

 

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