Putin lässt die Muskeln spielen

„Triumph der patriotischen Kraft“: Zum „Tag des Sieges“dreht Wladimir Putin ordentlich auf - mit Worten und mit einem Besuch auf der Krim
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Moskau/Sewastopol - Martialisch, nationalistisch, patriotisch: Russlands Präsident Wladimir Putin hat den wichtigsten russischen Feiertag, den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland, für demonstrative Muskelspiele genutzt. Und für neue Provokationen: Erstmals seit dem international nicht anerkannten Anschluss der Krim besuchte er die Schwarzmeer-Halbinsel.

„Ich begrüße das Siegervolk“, rief Putin der Menge auf dem Roten Platz zu. Und die Soldaten antworteten mit einem dreifachen „Hurra!“. Putin weiter: „Der eiserne Wille des sowjetischen Volkes, sein Mut und seine Unerschütterlichkeit haben Europa vor der Sklaverei gerettet. Ehre dem Siegervolk!“ Der 9. Mai „war, ist und bleibt“ der wichtigste Tag für Russland. „Dies ist ein Feiertag, an dem die über alles siegende patriotische Kraft triumphiert, an dem wir alle besonders stark fühlen, was es bedeutet, dem Mutterland treu zu sein, und wie wichtig es ist, für unsere Interessen einzustehen.“

Putin nahm als Oberbefehlshaber der russischen Armee eine gigantische Militärparade auf dem Roten Platz ab – mit 11000 Soldaten aller Waffengattungen sowie zahlreichem schweren Kriegsgerät, darunter mit Atombomben bestückbaren Interkontinentalraketen vom Typ Topol-M. Über die Köpfe der Zuschauer hinweg donnerten 69 Kampfhubschrauber. Die gesamte Inszenierung sollte vor allem eins ausdrücken: Stärke.

In Russland wird das Ende des Zweiten Weltkriegs erst einen Tag später gefeiert, weil der Waffenstillstand 1945 erst nach Mitternacht Moskauer Zeit in Kraft getreten war. Und der „Tag des Sieges“ spielt eine ganz wichtige Rolle: die Überwindung des Grauens – in der Sowjetunion gab es im Zweiten Weltkrieg (dort „Großer Vaterländischer Krieg“ genannt) mit 27 Millionen Toten ein Vielfaches an Opfern im Vergleich zum Beispiel zu Deutschland selbst mit sechs Millionen Toten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion gerieten die Paraden ein wenig in Vergessenheit; Putin hat sie wiederbelebt. Er hat immer wieder ausländische Staatenlenker zum „Tag des Sieges“ geladen, auch Merkel. Heuer gab es keine externen Gäste, gleichzeitig fiel die Militär-Parade besonders üppig aus.

Nach der Veranstaltung in Moskau reiste Putin dann weiter – nach Sewastopol, der Hafenstadt auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Es war Putins erste Reise in das Ende März an Russland angeschlossene Gebiet. „Es entspricht der historischen Wahrheit, dass die Krim zur Ukraine zurückgekehrt ist“, sagte Putin bei einer Parade von Kriegsschiffen. Die ukrainische Regierung sprach von einer „Provokation“ in einem „vorübergehend besetzten Gebiet“. In der Ost-Ukraine war es am Freitag sehr unruhig. Bei Kämpfen in Mariupol soll es mindestens 21 Tote gegeben haben, 20 Milizionäre und ein Polizist. Die prorussischen Kämpfer hätten eine Polizeiwache angegriffen, dabei sei die Lage eskaliert, so die Behörden in Kiew. Die Behören in Donezk sprachen dagegen von drei Toten.

Am Sonntag wollen die Separatisten im Osten des Landes ihr Unabhängigkeits-Referendum durchführen. Putin hat zwar öffentlich eine Verschiebung gefordert. Doch inzwischen wird auch offen von EU-Politikern wie Elmar Brok geäußert, dass das ein abgekartetes Spiel ist und nichts gegen Putins Willen geschieht.

 

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