Putin kritisiert Greenpeace-Protest
Moskau - Der russische Präsident hat die Piraterie-Vorwürfe gegen die 30 festgenommenen Greenpeace-Aktivisten abgeschwächt, deren Protest in der Arktis aber scharf kritisiert. "Formell gesehen haben sie versucht, die Ölplattform zu besetzen", sagte der russische Präsident. Das sei ein Verstoß gegen internationales Recht. Der Chef der Organisation, Kumi Naidoo, wies die Anschuldigungen zurück. Die Umweltschützer hätten nur auf die Gefahr von Ölbohrungen in der ökologisch sensiblen Arktis und die Folgen des Klimawandels hinweisen wollen, sagte Naidoo einer Mitteilung zufolge.
Die russische Justiz ermittelt nach dem Protest im Nordpolarmeer bislang wegen bandenmäßiger Piraterie. Dafür sieht das Gesetz bis zu 15 Jahre Haft vor. "Ich weiß nicht genau, was dort passiert ist, aber es ist klar, dass sie keine Piraten sind", sagte hingegen Putin nun auf einer Arktis-Konferenz in der nordwestsibirischen Stadt Salechard. Dort sprach er sich zugleich für eine umweltfreundliche Ausbeutung der Bodenschätze in der rohstoffreichen Region aus.
"Dies ist umso wichtiger im Fall der Arktis mit ihrem anfälligen, verletzlichen Ökosystem und ihrem empfindlichen Klima, das weitestgehend die Gesundheit unseres Planeten beeinflusst", sagte Putin. Mit dem Forum "Arktis - Territorium des Dialogs" will Moskau nach Ansicht von Kommentatoren vor allem seinen Führungsanspruch in der strategisch wichtigen und rohstoffreichen Region stärken. Russland sieht einen großen Teil des Meeresbodens in der Arktis als natürliche Verlängerung seines Festlandes an und folgert daraus ein Recht zum Abbau der dort lagernden gewaltigen Bodenschätze.
Die Behörden nahmen die Crew des Greenpeace-Schiffs "Arctic Sunrise" in der nordrussischen Stadt Murmansk formell für 48 Stunden fest. Putin forderte die Umweltorganisation auf, ihre Forderungen auf internationalen Konferenzen vorzubringen und nicht mit der "Erstürmung von Plattformen und Schiffen". Auch der russische Umweltminister Sergej Donskoi kritisierte den Protest.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Russland auf, die Piraterie-Vorwürfe fallenzulassen. Die Umweltschützer des World Wide Fund for Nature (WWF) betonten, die Greenpeace-Aktivisten hätten sich keiner kriminellen Handlung schuldig gemacht.