Prozente und Sitze: Das Ergebnis der Landtagswahl
Seehofers CSU holt in Bayern die absolute Mehrheit und verschafft der Kanzlerin Rückenwind für den 22. September. Merkel und die Union müssen aber befürchten, dass ihr die FDP als Koalitionspartner abhanden kommt. SPD und Grüne setzen auf das Prinzip Hoffnung.
München - Steilvorlage für die Union, Schock für die FDP, Schlappe für die SPD: Eine Woche vor der Bundestagswahl hat die CSU von Ministerpräsident Horst Seehofer die absolute Mehrheit im bayerischen Landtag zurückerobert. Die Christsozialen kamen bei der Bayern-Wahl am Sonntag nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf knapp 48 Prozent – ein starkes Signal Richtung Berlin, wo Schwarz-Gelb am 22. September bestätigt werden will.
„Wir sind wieder da“, jubelte Seehofer. Die seit fünf Jahren in München mitregierende FDP verpasste allerdings nach einem dramatischen Absturz den Wiedereinzug ins Parlament. SPD, Grüne und Freie Wähler schafften es gemeinsam bei weitem nicht, die CSU zu gefährden. Insbesondere der SPD mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, der Rot-Grün im Bund anstrebt, verschaffte das erneut schwache Abschneiden in Bayern mit knapp über 20 Prozent keinerlei Rückenwind. Steinbrück schrieb die Wahl dennoch nicht ab: „Wir werden auf der hohen Umdrehungszahl von 8500 Umdrehungen – das ist längst der rote Bereich – auch die letzten Tage bis zur Bundestagswahl bestreiten.“
Nächsten Sonntag will die Union Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine dritte Amtszeit sichern – gemeinsam mit der FDP, deren Einzug ins Parlament aber auch hier auf der Kippe steht. Die Liberalen buhlten deswegen schon am Wahlabend offen um Leihstimmen von CDU und CSU. FDP-Chef Philipp Rösler warnte: „Wenn Schwarz-Gelb keine Mehrheit bekommen sollte auf Bundesebene, dann ist nicht der erste Weg der Weg in eine große Koalition“ – dann werde die SPD von Sigmar Gabriel Merkel mit der Drohung von Rot-Rot-Grün erpressen. „Und das dürfen wir in Deutschland niemals zulassen.“ Daher werbe die FDP „um die Zweitstimme“. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe lehnte eine Leihstimmenkampagne zugunsten der schwächelnden Liberalen ab. „Die Zweitstimme ist die Merkel-Stimme.“
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In Bayern holte Seehofers CSU laut vorläufigem Endergebnis 47,7 Prozent. Sie legte nach ihrem historischen Absturz vor fünf Jahren (43,4) um gut vier Punkte zu. Gleichwohl ist es das zweitschlechteste Abschneiden der CSU in Bayern seit 51 Jahren. Die im Freistaat seit gut fünf Jahrzehnten oppositionelle SPD mit Spitzenkandidat Christian Ude kam auf 20,6 Prozent – ihr drittschlechtestes Ergebnis in Bayern seit 1946. Sie lag nur zwei Punkte über ihrem schwächsten Resultat von 2008 (18,6). Die 2008 nach 14 Jahren Pause in den Landtag zurückgekehrte FDP sackte von 8,0 Prozent dramatisch auf 3,3 Prozent ab und flog damit wieder aus dem Parlament. Die Liberalen konnten damit ihre jüngste Erfolgsserie in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein nicht fortsetzen.
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Die Grünen verloren mit 8,6 Prozent (2008: 9,4) knapp einen Punkt. Die Freien Wähler (FW) mussten nach ihrer ersten Legislaturperiode in einem Landesparlament Einbußen hinnehmen (2008: 10,2), sind aber mit 9,0 Prozent weiter vertreten. Linke (2,l Prozent) und Piratenpartei (2,0 Prozent) verpassten den Sprung ins Parlament deutlich. Die eurokritische Alternative für Deutschland, die im Bund antritt, nahm an der Wahl nicht teil. Die Wahlbeteiligung lag mit 63,9 Prozent deutlich über der von 2008, als sie 57,9 Prozent betrug.
Daraus ergibt sich folgende Sitzverteilung:
Die CSU kommt auf 101 Mandate (2008: 92), die SPD auf 42 (39), die Freien Wähler auf 19 (21) und die Grünen auf 18 (19).
Alle Zahlen im Überblick:
CSU: 47,7%, 101 Sitze
SPD: 20,6%, 42 Sitze
Freie Wähler: 9,0%, 19 Sitze
Grüne: 8,6%, 18 Sitze
FDP: 3,3%
Die Linke: 2,1%
Bayernpartei: 2,1%
ÖDP: 2,0%
Piraten: 2,0%
REP: 1,0%
Die Franken: 0,7%
NPD: 0,6%
Die Freiheit: 0,1%
Frauenliste: 0,1%
Büso: 0,0%