Profitiert Obama am Ende von einer Niederlage seiner Partei?
WASHINGTON - Nach der Kongresswahl könnte Barack Obama einen Aufschwung erleben, den seine Anhänger seit zwei Jahren vermissen. Oder ist es doch das Anfang vom Ende eines Überschätzten?
„Vielleicht ist die Niederlage ein Sieg.“ Douglas Schoen ist ein alter Fuchs im Polit-Geschäft der USA. Er hat als Präsidenten-Berater schon Bill Clintons Schlappen bei den Halbzeitwahlen erlebt. „Obama sollte sich die Niederlage wünschen.“ Ob der Präsident dem Gedanken folgt, ist unklar, bis zuletzt kämpfte er für seine Demokraten. Aber auch die Schlappe könnte etwas Gutes für ihn haben haben. Wie das?
Szenario 1. Das Modell „Clinton/ Truman“: Nach der verheerenden Niederlage seiner Demokraten im Jahr 1994 hatte Präsident Bill Clinton endlich einen Gegner: Den Führer der siegreichen konservativen Republikaner im Kongress, Newt Gingrich. Dem schob er in der Folge alles in die Schuhe, was in Washington nicht klappte. Das Konzept ging auf, Gingrich ging Clinton auf den Leim, der Präsident wurde 1996 triumphal wiedergewählt. Ganz ähnlich hatte auch schon Harry Truman operiert, als er dem „Nichtstuer-Kongress“ die Schuld für mangelnde Erfolge gab. „Die Niederlage erhöht Obamas Chancen für die Wiederwahl“, sagt der Historiker Steven Gillon. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Szenario 2. Das Modell „Vater Bush“. George Bush Senior war mit derselben Taktik weit weniger erfolgreich: Auch vor dem Wahljahr 1992 war die Wirtschaft in miserablem Zustand. Bush Senior gab dem demokratisch dominierten Kongress die Schuld, die Wähler kauften es dem republikanischen Präsidenten nicht ab. Bush verlor gegen seinen Herausforderer Clinton. Die Kräfte werden sich nach der Wahl verschieben, glauben Experten. Die Republikaner werden nicht nur Nein sagen können, hoffen Obamas Leute: „Ihre Taktik, nichts zu tun und an der Seite Bomben zu werfen, wird ein Ende haben“, sagte Obama vor der Wahl. Allerdings beteuern die Republikaner, befeuert von den radikalen Tea-Party-Populisten, ihre Politik der Kompromisslosigkeit fortzusetzen. Obama muss sich ändern: Selbst seine Freunde vermissen eine klare Botschaft, „eine Überschrift über seine Präsidentschaft“, wie „Time“ schrieb. Seine Anhänger beklagen einen erstaunlichen Mangel an Kommunikation bei einem Mann, der im Wahlkampf die Massen fasziniert und nicht zuletzt deshalb gewonnen hat. Wenn der erste schwarze Präsident dennoch eine Episode für eine Wahlperiode bleibt, dann hat das auch mit seiner mutmaßlichen Gegenspielerin zu tun. Sarah Palin, die sich mit ihrem Amt als Gouverneurin von Alaska von allen Zwängen befreit hat, zu beweisen was sie kann, gilt als fast sichere Herausforderin des Präsidenten.
Die Kräfte werden sich nach der Wahl verschieben, glauben Experten. Die Republikaner werden nicht nur Nein sagen können, hoffen Obamas Leute: „Ihre Taktik, nichts zu tun und an der Seite Bomben zu werfen, wird ein Ende haben“, sagte Obama vor der Wahl. Allerdings beteuern die Republikaner, befeuert von den radikalen Tea-Party-Populisten, ihre Politik der Kompromisslosigkeit fortzusetzen. Obama muss sich ändern: Selbst seine Freunde vermissen eine klare Botschaft, „eine Überschrift über seine Präsidentschaft“, wie „Time“ schrieb. Seine Anhänger beklagen einen erstaunlichen Mangel an Kommunikation bei einem Mann, der im Wahlkampf die Massen fasziniert und nicht zuletzt deshalb gewonnen hat. Wenn der erste schwarze Präsident dennoch eine Episode für eine Wahlperiode bleibt, dann hat das auch mit seiner mutmaßlichen Gegenspielerin zu tun. Sarah Palin, die sich mit ihrem Amt als Gouverneurin von Alaska von allen Zwängen befreit hat, zu beweisen was sie kann, gilt als fast sichere Herausforderin des Präsidenten. Zwar bezweifelt eine Mehrheit befragter Amerikaner ihre Befähigung zur Präsidentschaft. Aber mit der konservativen Tea-Party hat sie eine Machtbasis, an der kein Republikaner vorbeikommt. Das Rennen für 2012 ist eröffnet. Spannend ist es schon jetzt.mm
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