Prager nehmen Abschied von Vaclav Havel
Nach dem Tod von Alt-Präsident Vaclav Havel kommt die tschechische Regierung heute in Prag zu einer Sondersitzung zusammen. Dabei wird über die erwartete Staatstrauer entschieden.
Prag - Das teilte ein Regierungssprecher am Sonntag mit. Der Dramatiker, Dissident und Alt-Präsident Havel war am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Im Land machte sich tiefe Trauer um den überaus beliebten Havel breit. Politiker weltweit würdigten den Staatsmann, der 1989 zu einem der Repräsentanten des demokratischen Aufbruchs in der damaligen Tschechoslowakei wurde.
Der Sarg mit den sterblichen Überresten Havels wird am Mittwoch im Vladislav-Saal der Prager Burg aufgebahrt. Zuvor können die Menschen in der Sankt-Anna-Kirche in der Prager Altstadt von Havel Abschied nehmen. Das Begräbnis wird aller Voraussicht nach am Freitag, den 23. Dezember, stattfinden, sagte seine Sekretärin Sabina Tancevova im tschechischen Fernsehen. Havels Witwe Dagmar sollte am Montag mit Staatspräsident Vaclav Klaus zusammentreffen, um den weiteren Ablauf zu besprechen.
Am Sonntagabend läuteten in ganz Tschechien die Kirchenglocken. Im Stadtzentrum von Prag versammelten sich die Menschen zu spontanen Trauerkundgebungen. Tausende legten an zentralen Schauplätzen der demokratischen Wende von 1989 Blumen nieder und zündeten Kerzen an. "Havel war für mich ein Symbol der geistigen Veränderung", sagte einer der Trauernden der Zeitung "Dnes".
Auf dem Wenzelsplatz, einem der Sammelpunkte der antikommunistischen Demonstrationen von 1989, lasen Studenten zu den Versammelten aus Havel-Biografien und -Gesprächen. Wie vor 22 Jahren klapperten die Menschen mit ihrem Schlüsselbund und stimmten leise Protestlieder an. Vom Stadtzentrum zogen am späten Abend mehrere hundert Menschen in einem Trauerzug zur Prager Burg. Auch in der zweitgrößten Stadt Brünn (Brno) und in Ostrau (Ostrava) versammelten sich die Menschen am Sonntag spontan zu Trauerkundgebungen.
Havel war bis 1993 Präsident der damaligen Tschechoslowakei, anschließend bis 2003 Staatsoberhaupt der neu gegründeten Tschechischen Republik. Obwohl das Präsidentenamt als Repräsentativposten galt, füllte Havel es als moralische Instanz aus. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt betrieb er erfolgreich die Anbindung Tschechiens an Nato und EU. Vor und nach seiner Zeit als Präsident war er auch ein erfolgreicher Theaterautor.
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