Polizei stürmt besetztes Luxushotel

Noch immer ist die Situation nicht unter Kontrolle: In den Händen der Angreifer in dem Luxushotel Taj Mahal sind noch Geiseln. Die Sicherheitskräfte haben ein Ausgehverbot um das Hotel verhängt.
Sondereinheiten in der westindischen Finanzmetropole Bombay haben am Donnerstag mit der Stürmung des von Terroristen besetzten Trident-Hotels begonnen. Indische Medien berichteten, 40 bis 50 Menschen könnten sich in der Gewalt der Extremisten befinden.
Nach Angaben der Behörden haben sich zwölf Terroristen in dem Hotel verschanzt. Die Polizei teilte mit, die Zahl der Toten bei der beispiellosen Terrorserie sei auf mindestens 101 gestiegen. 287 Menschen seien verletzt worden. Ein Polizeisprecher sagte, unter den Toten seien sechs Ausländer, die aber noch nicht identifiziert seien. Mehrere Stunden nach einer schweren Anschlagswelle waren im Herzen der indischen Finanzmetropole Bombay noch immer Schüsse zu hören. Um das von schwer bewaffneten Männern gestürmte Luxushotel Taj Mahal wurde am Donnerstag ein Ausgehverbot verhängt, was nach Einschätzung von Beobachtern bereits auf den Angriff der Sicherheitskräfte hingedeutet habe.
Wild um sich schießend
Vor dem Hotel, das teilweise brannte, führen Krankenwagen auf. Journalisten wurden noch weiter zurückgedrängt. Polizisten gaben in Lautsprecherdurchsagen das Ausgehverbot bekannt. Die in dem Hotel verschanzten Terroristen hatten nach amtlichen Angaben mehrere Geiseln in ihrer Gewalt. Bei den nach Darstellung der Polizei koordinierten Terroranschlägen wurden in der Nacht zum Donnerstag mindestens 82 Menschen getötet und 200 verletzt. Gruppen schwer bewaffneter Angreifer stürmten wild um sich schießend zwei Luxushotels, ein beliebtes Restaurant, Krankenhäuser und einen Bahnhof. Eine bislang unbekannte Gruppe namens Deccan Mujahideen bekannte sich in E-Mails an indische Medien zu der Anschlagsserie.
Suchten Briten und Amerikaner
Augenzeugen zufolge suchten die Angreifer gezielt Briten und Amerikaner. Im Taj Mahal hätten sie gerufen: «Wer hat amerikanische oder britische Pässe?» berichtete der Brite Ashok Patel, der aus dem Hotel entkam. Dort wohnte auch eine europäische Parlamentariergruppe. Die Behörden vermuteten, dass im Taj Mahal 15 Ausländer als Geiseln genommen wurden. In dem zweiten angegriffenen Hotel Oberoi wurden nach Angaben des Behördensprechers Anees Ahmed auch Geiseln genommen. Er konnte aber nicht sagen, ob es sich um Inder oder Ausländer handelt. Aus Krankenhäusern verlautete, unter den Toten sei ein Japaner und neun Europäer seien verletzt eingeliefert worden. Alle seien aus dem Taj Mahal. Polizeisprecher A.N. Roy sagte, unter den Toten seien drei ranghohe indische Polizisten - darunter auch der Chef der Antiterroreinheit. Beschossen wurden auch zwei Krankenhäuser.
Sechs mutmaßliche Täter erschossen, neun verhaftet
Schießereien wurden auch von einem Bahnhof, einer Polizeiwache und von Leopold's Restaurant gemeldet, einem beliebten Touristenziel. Dabei wurden auch teilweise Handgranaten gezündet. Polizisten schossen zurück und versuchten, die Angreifer zu überwältigen. Bei verschiedenen Gefechten seien insgesamt sechs Verdächtige erschossen und neun verhaftet worden, teilten die Behörden mit.
Bundesregierung verurteilt Anschläge
Bombay, das in Indien offiziell Mumbai heißt, ist wiederholt Schauplatz von Terrorakten gewesen, für die meist islamische Extremisten verantwortlich gemacht wurden. Bei einer Serie von Bombenexplosionen im Juli 2006 kamen 187 Menschen ums Leben. Seit Mai hat sich eine Gruppe namens Indian Mujahideen zu mehreren Anschlägen bekannt, bei denen mehr als 130 Menschen getötet wurden - allein 21 waren es zuletzt im September in der Hauptstadt Neu-Delhi. In Berlin erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmaier: «Die Bundesregierung verurteilt die Anschläge in Mumbai auf das Schärfste.» Das Generalkonsulat stehe in engem Kontakt mit indischen Stellen und bemühe sich um Aufklärung, ob Deutsche betroffenen seien. Der britische Außenminister David Miliband sagte, die Anschläge zeigten erneut das Ausmaß der Bedrohung, das von gewaltsamen Extremisten ausgehe. In Washington sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Fratto: «Wir verurteilen diese Angriffe und den Verlust von unschuldigem Menschenleben. (AP)