Politiker-Ärger gegen Sarrazin: "Rassismus, unappetitlich"

Scharfe Kritik für Thilo Sarrazin von Seiten der Politik. Maget:  „Anklänge an Antisemitismus und Rassismus“. Trittin:  „D-Mark-Chauvinismus“, "erbärmlich"
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Der ehemalige SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat sein
neues Anti-Euro-Buch und seine viel kritisierte Bezugnahme auf die
deutsche NS-Vergangenheit verteidigt.
dpa 9 Der ehemalige SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat sein neues Anti-Euro-Buch und seine viel kritisierte Bezugnahme auf die deutsche NS-Vergangenheit verteidigt.
In der Politik stößt vielen das neue Buch übel auf.
dpa 9 In der Politik stößt vielen das neue Buch übel auf.
Sarrazin diskutierte dort in einem Streitgespräch mit dem früheren
Bundesfinanzminister und möglichen SPD-Kanzlerkandidaten Peer
Steinbrück. Sarrazins neues Werk „Europa braucht den Euro nicht“
erscheint an diesem Dienstag. Ein früheres Buch zur Integration hatte
viel Kritik hervorgerufen.
dpa 9 Sarrazin diskutierte dort in einem Streitgespräch mit dem früheren Bundesfinanzminister und möglichen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Sarrazins neues Werk „Europa braucht den Euro nicht“ erscheint an diesem Dienstag. Ein früheres Buch zur Integration hatte viel Kritik hervorgerufen.
Sarrazin argumentierte, dass schon Altkanzler Helmut Schmidt Ende
2011 auf einem SPD-Parteitag einen Bogen geschlagen habe von der
deutschen Schuld am Holocaust bis zur gemeinsamen Währung.
dpa 9 Sarrazin argumentierte, dass schon Altkanzler Helmut Schmidt Ende 2011 auf einem SPD-Parteitag einen Bogen geschlagen habe von der deutschen Schuld am Holocaust bis zur gemeinsamen Währung.
Steinbrück warf Sarrazin vor, Schmidt falsch zu zitieren. Dieser
habe gesagt, wenn die Ur-Motive der europäischen Integration und die
deutschen Verpflichtungen aus der Geschichte nicht präsent seien,
fehlten die politischen Voraussetzungen zur Lösung der Krise.
dpa 9 Steinbrück warf Sarrazin vor, Schmidt falsch zu zitieren. Dieser habe gesagt, wenn die Ur-Motive der europäischen Integration und die deutschen Verpflichtungen aus der Geschichte nicht präsent seien, fehlten die politischen Voraussetzungen zur Lösung der Krise.
„Deutschland hat eine europapolitische Verantwortung“, betonte
Steinbrück. Daraus ergäben sich Solidaritätsverpflichtungen.
Steinbrück warf Sarrazin eine platte ökonomische Analyse vor und
nannte einige Thesen „Bullshit“. Der Euro bedeute nicht nur
Binnenmarkt und Währung, sondern auch europäische Zivilisation.
dpa 9 „Deutschland hat eine europapolitische Verantwortung“, betonte Steinbrück. Daraus ergäben sich Solidaritätsverpflichtungen. Steinbrück warf Sarrazin eine platte ökonomische Analyse vor und nannte einige Thesen „Bullshit“. Der Euro bedeute nicht nur Binnenmarkt und Währung, sondern auch europäische Zivilisation.
Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin
dpa 9 Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin
Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin
dpa 9 Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin
Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin
dpa 9 Politiker-Ärger gegen Thilo Sarrazin

Scharfe Kritik für Thilo Sarrazin von Seiten der Politik. Maget:  „Anklänge an Antisemitismus und Rassismus“. Trittin:  „D-Mark-Chauvinismus“, "erbärmlich"

Berlin - Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hält die jüngsten Euro-Thesen des Autors und früheren Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin für „erbärmlich“ und wirft ihm „D-Mark-Chauvinismus“ vor. „Sarrazin rutscht immer weiter nach rechts ins Abseits. Es ist erbärmlich, dass er den Holocaust heranzieht, um seinen Thesen zu Eurobonds größtmögliche Aufmerksamkeit zu sichern“, sagte Trittin der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe).

Trittin sagte über Sarrazin weiter: „Hinter seinem D-Mark-Chauvinismus steckt die Leugnung der Tatsache, das es im massiven Interesse des Exportvizeweltmeisters Deutschland ist, neben dem Dollar eine globale Zweitwährung zu haben – und dass es Deutschland war, das massiv von einer Währungsunion ohne Abwertungsgefahr profitierte.“ Trittin sprach sich für Maßnahmen zur Euro-Stützung aus: „Geld zum Erhalt des Euro auszugeben ist für unser Land eine lohnende Investition.“

Anlass für Trittins Kritik ist ein Vorabdruck aus Sarrazins neuem Buch „Europa braucht den Euro nicht“, wonach deutsche Befürworter von Euro-Bonds bei SPD, Grünen und Linken getrieben seien „von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für Holocaust und Weltkrieg erst endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben“.

Auch Thüringens Kultusminister Christoph Matschie hat die Aussagen Thilo Sarrazins zum Euro scharf kritisiert. „Was Sarrazin da herauslässt, bedient vor allem Ressentiments. Mit der Realität von Europa hat es wenig zu tun“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Erfurt. Die These, dass Europa den Euro nicht brauche, sei geschichtsvergessen.

Der ehemalige Bundesbank-Chef und SPD-Politiker Sarrazin versuche einseitig zuzuspitzen und vertausche dabei Ursache und Wirkung, kritisierte Matschie weiter. „Der Euro führt uns unsere Defizite vor Augen. Diese Defizite müssen wir abschaffen, nicht den Euro“, sagte er mit Blick auf die gegenwärtige Krise. Anlass für die Kritik ist Sarrazins Buch „Europa braucht den Euro nicht“.

Auch der Vizepräsident des bayerischen Landtags, Franz Maget, hat die neuen Euro-Thesen des früheren Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin (beide SPD) scharf kritisiert. Maget sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd in München, Kritik am Euro habe zwar „in der SPD ihren Platz, wenn sie sachlich ist“. Aber bei Sarrazin gebe es „Anklänge an Antisemitismus und Rassismus“, die „unappetitlich“ seien. Maget fügte hinzu: „Sie passen nicht in die SPD.“ Sarrazin wolle offenbar populistisch Stimmungen aufnehmen, damit sein neues Buch ein Verkaufserfolg werde.

In dem Werk heißt es, deutsche Befürworter von Euro-Bonds seien getrieben „von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für Holocaust und Weltkrieg erst endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben“.

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