Pogrom in Johannesburg: 20 Tote

Bewaffnete Banden zünden Ausländer an. 20 Menschen kamen ums Leben, 100 Wohnungen gingen in Flammen auf, Tausende sind auf der Flucht. Die Polizei verliert die Kontrolle. Örtliche Medien sprechen von „totaler Anarchie“ und „Kriegszonen“.
JOHANNESBURG Die Fenster der Läden sind eingeschlagen, ausgebrannte Autowracks liegen auf den Straßen, brennende Barrikaden versperren den Weg – es herrscht Ausnahmezustand in Johannesburg. Seit einer Woche kommt es in der südafrikanischen Metropole zu brutalen Übergriffen gegen Zuwanderer aus Nachbarländern. 20 Menschen kamen ums Leben, 100 Wohnungen gingen in Flammen auf, Tausende sind auf der Flucht.
Örtliche Medien sprechen von „totaler Anarchie“ und „Kriegszonen“ seit die mit Macheten und Kalaschnikows bewaffneten Banden in den Townships Jagd auf Menschen machen. Der Mob wirft den Ausländern vor, kriminell zu sein, dem Einheimischen ihre Arbeitsplätze und Frauen wegzunehmen.
Die Polizei sieht hilflos zu, sie hat die Kontrolle über die exzessiven Ausschreitungen verloren: Bewaffnete Banden durchkämmten am Wochenende Hochhäuser auf der Suche nach Ausländern und warfen Frauen aus den Fenstern. Ein Mann verbrannte bei lebendigem Leib, nachdem ihn eine johlende Menschenmenge auf eine Matratze gebunden und angezündet hatte. Zuvor hatten die Banden das Opfer mit Betonpfeilern blutig geschlagen.
Viele verängstige Bürger suchen Schutz in Kirchen und Gemeindesälen. In einer Polizeistation im Township Alexandra leben zu unterstützten 1000 Menschen auf engstem Raum. Doch die ersten Opfer setzen sich zu Wehr. Sie liefern sich Feuergefechte mit den Angreifern. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ warnte, Johannesburg steuere auf eine humanitäre Katstrophe zu.
Die Opposition fordert unterdessen die Entsendung des Militärs. Die Regierung ordnete eine Untersuchung an. Der Vorsitzende des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Jacob Zuma, sagte hinsichtlich der Unterstützung, die der ANC zu Apartheidzeiten im Ausland erfahren hatte: „Wir können es nicht zulassen, dass Südafrika wegen Ausländerfeindlichkeit berüchtigt wird!“