Podest zur Abhilfe: Sarkozy erhebt sich zu Seehofer
PARIS - Wer ein Ex-Model als Ehefrau hat, ist eitel. Das musste jetzt auch Horst Seehofer erfahren. Bei seinem Besuch beim französischen Präsidenten kaschiert Nicolas Sarkozy den 33 Zentimeter Größenunterschied mit einem Podest.
Als CSU-Chef Horst Seehofer vor genau einem Jahr seinen Antrittsbesuch im Pariser Elysée-Palast machte, war Nicolas Sarkozy bockig zu seinem Gast aus Bayern. Er vermied es, sich mit seinen 1,65 Metern neben den 1,93-Meter-Riesen aus der weiß-blauen Provinz zu stellen. Am Mittwoch aber hatte Frankreichs regierender Napoleon vorgesorgt. Ein rund 40 Zentimeter hohes Podest war aufgebaut, als Monsieur le Président um 12.30 Uhr die 45-köpfige CSU-Landesgruppe mit Horst Seehofer und seinem Vorgänger Edmund Stoiber an der Spitze empfing.
Aufs Podium durfte Seehofer nicht. Er musste unten bleiben. Nur der kleinere Stoiber und Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich durften hoch zu Sarkozy.
Stoiber hatte die Audienz eingefädelt. Denn das Ablehnungsschreiben im Elysee war schon gefertigt. Einen solchen Massenbesuch, mon Dieu, würde Sarkozy nie empfangen. Stoiber aber hatte den konservativen Franzosen schon im Hubschrauber nach Kreuth einfliegen lassen, als der noch gar nicht vom höchsten Amt in Frankreich träumen konnte. Plötzlich machte Sarkozy es doch möglich.
„Das ist eine ganz große Ehre“, flüsterten CSU-Bundestagsabgeordnete, die ergriffen um das Podest standen. Allein der Pomp nahm sie gefangen: Goldene Stühle, prächtige Gobelins, blitzende Kronleuchter, das französische Protokoll - la Grande Nation zeigte, was sie zu bieten hat.
Auf seinem Podest, das mit der europäischen und der französischen Fahne flankiert war, hielt Sarkozy eine fulminante Rede. Er schmeichelte: „Die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland ist gut. Die zu Bayern aber enger.“ Schließlich war es Napoleon, der Bayern zum Königreich machte.
Verteidigungsminister KT zu Guttenberg und Verbraucherministerin Ilse Aigner mussten sich dieses Ereignis entgehen lassen. Sie waren noch im Kabinett in Berlin, trafen erst am Nachmittag auf die Klassenfahrt der Landesgruppe in Paris. A. Böhm