PKK-Machtkampf mit deutschen Geiseln

Die drei deutschen Bergsteiger sollen auch zehn Tage nach ihrer Entführung wohlauf sein. Über die Gründe für ihre Verschleppung werden derweil ganz neue Theorien verbreitet.
Die Entführung der drei deutschen Bergsteiger am Ararat in der Türkei ist möglicherweise Teil eines Machtkampfes innerhalb der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). Der Rebellen-Anführer Fehman Hüseyin habe die Deutschen im Alleingang verschleppen lassen, weil er um seinen Einfluss fürchte, berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Hüseyin wolle demnach die Geiseln vor einem Kongress des militärischen Flügels der PKK als Druckmittel verwenden, weil er Angst habe, um seinen Platz in der PKK-Führung fürchte. Es gebe nun Spannungen in der Organisation, weil er gegen einen früheren Beschluss verstoßen habe, keine Zivilisten mehr als Geiseln zu nehmen. Der PKK-Oberkommandierende Murat Karayilan habe Befehl gegeben, die Deutschen zu finden und zu befreien. Unterdessen dementierte die PKK Berichte über eine Verletzung des mutmaßlichen Drahtziehers Hüseyin. Er sei nicht bei einem türkischen Luftangriff im Nordirak verwundet worden, teilte die PKK am Freitag auf einer Internetseite mit.
Geiseln wohlauf
Damit reagierte die Organisation auf anders lautende Medienberichte. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte am Vortag unter Berufung auf eigene Informationen berichtet, Hüseyin sei im Nordirak schwer verletzt worden, womöglich sogar tot. Das türkische Militär will möglicherweise mit ihrer Informationspolitik einen psychologischen Krieg gegen die PKK führen. Die drei verschleppten deutschen Bergsteiger sind am zehnten Tag ihrer Entführung weiter gesundheitlich wohlauf. Es gebe entsprechende Geheimdienstinformationen, bestätigte das Büro des Provinzgouverneurs in Dogubayazit am Freitag.
Tote bei erneuten Kämpfen
Die aus Bayern stammenden Bergsteiger waren am 9. Juli auf dem Berg Ararat als Geiseln genommen worden. Sicherheitskräfte haben das Gebiet umstellt. Deswegen gehen die türkischen Behörden davon aus, dass die Deutschen noch immer in der Region festgehalten werden. Bei neuen Kämpfen zwischen der türkischen Armee und der PKK wurden im Südosten der Türkei vier Menschen getötet. Ein Offizier und zwei PKK-Kämpfer starben bei Gefechten in der Provinz Bingöl, wie Anadolu berichtetete. Die Armee habe dort Waffen und Funkgeräte der PKK entdeckt. In der Provinz Sirnak sei ein Soldat getötet worden. Die PKK verlangt ein Ende türkischer Militäreinsätze. Die Partei wird von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. (nz/dpa)