Pius-Bruder Williamson entschuldigt sich

Der umstrittene Bischof relativiert Holocaust-Aussagen – aber er distanziert sich nicht. Der Zentralrat der Juden weist die Entschuldigung des erzkonservativen Kirchenmanns zurück.
von  Abendzeitung
Richard Williamson bei seiner Ankunft vorgestern in London. Dorthin war der Brite nach seiner Ausweisung aus Argentinien gereist.
Richard Williamson bei seiner Ankunft vorgestern in London. Dorthin war der Brite nach seiner Ausweisung aus Argentinien gereist. © dpa

ROM - Der umstrittene Bischof relativiert Holocaust-Aussagen – aber er distanziert sich nicht. Der Zentralrat der Juden weist die Entschuldigung des erzkonservativen Kirchenmanns zurück.

Überraschende Kehrtwende: Der Holocaust-Leugner Richard Williamson hat sich in einer gestern Abend veröffentlichten Erklärungen für seine umstrittenen Äußerungen entschuldigt. „Ich entschuldige mich vor Gott bei allen Seelen, die sich ehrlich über das empört haben, was ich gesagt habe“, sagte der Bischof der erzkonservativen Pius-Bruderschaft. Die katholische Internetseite Zenit.org veröffentlichte die an die Päpstliche Kommisson Ecclesia Dei gerichtete Erklärung – und wertete dies als Rücknahme der Aussagen.

Ist das nun echte Reue oder nur Kalkül? Williamson selbst bleibt in seinen Worten eher wolkig. Was er tatsächlich über den Holocaust denkt, bleibt unklar. Bei seinen umstrittenen Aussagen habe es sich nur um die „Meinung eines Nicht-Historikers“ gehandelt, der sich auf Erkenntnisse „von vor 20 Jahren gestützt habe“, sagte er jetzt. Williamson weiter: „Der Heilige Vater und mein Oberer, Bischof Bernard Fellay, haben mich ersucht, meine Bemerkungen neu zu überdenken.“

„Williamson zieht seine verlogenen Thesen ja keineswegs zurück"

Williamson schreibt, er hätte diese Aussagen nicht gemacht, „wenn ich um den Schaden und den Schmerz gewusst hätte, die sie verursachen würden, besonders der Kirche, aber ebenso den Überlebenden und den Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich.“

Im Januar hatte Williamson erklärt, in den Konzentrationslagern der Nazis sei kein Jude vergast worden. Außerdem seien nicht sechs Millionen getötet worden, sondern maximal 300000. Das Interview hatte Schlagzeilen gemacht, weil Benedikt XVI. kurz zuvor die Exkommunikation der fundamentalistischen Pius-Bruderschaft aufgehoben hatte.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat die Entschuldigung als „verkorkste Erklärung“ zurückgewiesen: „Williamson zieht seine verlogenen Thesen zum Holocaust ja keineswegs zurück, er bedauert nur, dass seine Worte schädlich gewirkt haben. Das Thema ist noch nicht vom Tisch.“

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