Piraten als CSU-Retter

Seehofer will sich bei den jungen Wählern anbiedern. Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin der AZ über Seehofers neuestes Taktik-Manöver.
Wenn sich alternde Politiker an Jungwähler anwanzen, ist das keine einfache Sache. Gerd Schröder und Edmund Stoiber wetteiferten einst in einer Berliner Bar, wer lässiger aus einer Bierflasche trinken kann. Genutzt hat’s keinem der beiden. Seine Facebook-Gemeinde konnte CSU-Chef Horst Seehofer im P1 nicht umschwänzeln, weil die ihn getratzt hat: Die Zähne machte sie ihm lang, sagte tausendfach ihr Kommen zu, um ihn am Ende schnöde im Stich zu lassen.
So blieb dem bayerischen Ministerpräsidenten nur noch, sich gleich den Piraten anzubiedern, die die Jugend abfischen. Seehofer, der einerseits das Betreuungsgeld durchpeitscht, umarmt die Freibeuter und lässt sie gar nicht mehr los, um als fortschrittlich zu gelten.
„Richtig Stil“ hätten sie, umschmeichelt er die Piraten, um sich an der SPD zu rächen. Die hatte den Polit-Senior als „Facebook-Hippie“ verspottet. Dabei geht es Seehofer um nichts anderes als um seine Macht und die der CSU. Nur starke Piraten können bei der Landtagswahl 2013 seinen Sturz vom Bayern-Thron verhindern. Dann reicht’s nämlich nicht mehr für die Machtübernahme von Christian Ude und seinem Dreier-Bündnis SPD, Grüne, Freie Wähler.
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat schon angekündigt, dann zur CSU überzulaufen. So bringt Seehofer ein bisschen schwarzer Wahlkampf für die Piraten keinen großen Schaden, aber ganz großen Nutzen.