Pfui! Die CO2-Schleudern der Staatsregierung

Die Luxus-Karossen der bayerischen Staatsregierung haben deutschlandweit den höchsten Ausstoß an Kohlendioxid. Daran wird sich wenig ändern. Im Landtag sagt die Mehrheit der CSU klar Nein zu Elektro- und Hybridfahrzeugen.
München - Die Grünen fordern kleinere Dienstwagen für die bayerische Staatsregierung und werden im Landtag abgeschmettert. Auslöser für die Absage war ein Antrag der Grünen-Fraktion, den Anteil der Elektroautos im Fuhrpark der bayerischen Staatsverwaltung bis 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen und die durchschnittliche Kohlendioxidemissionen auf 95 Gramm je Kilometer zu reduzieren.
Bislang fahren Ministerpräsident Horst Seehofer und seine CSU-Ministerin mit dem BMW 7er oder dem Audi A8 große Luxus-Karossen.
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Auf den E-Auto-Vorschlag wollte sich die CSU-Mehrheit freilich nicht festlegen lassen. Die Haushaltsordnung schreibe schon die Anschaffung möglichst verbrauchsarmer Fahrzeuge vor, sagte der Staatssekretär im Finanzministerium Albert Füracker (CSU).
CO2-Ausstoß: Schlechtes Zeugnis für CSU-Dienstwagen
Verbrauchsarm sind die Boliden von Söder, Aigner und Co. aber keineswegs. Ein Vergleich der Umweltfreundlichkeit der Dienstwagen der Deutschen Umwelthilfe hatte kürzlich der bayerischen CSU-Staatsregierung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.
Mit einem Durchschnittsausstoß von 176 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer belegt der weiß-blaue Staatskarossen-Fuhrpark den letzten Platz unter allen Bundesländern. Am sparsamsten fährt die Regierung in Hamburg mit einem CO2-Ausstoß von 114 Gramm pro Kilometer.
In Berlin fährt sogar die Polizei schon elektrisch
Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Fraktion, Karl Freller, stellt der Alltagstauglichkeit von Elektro- und Hybridfahrzeugen ein vernichtendes Zeugnis aus. Weil diese Autos so teuer seien, fahre man mit Dieselautos betriebswirtschaftlich wesentlich günstiger und die ohnehin begrenzte Reichweite des Akku verkürze sich bei Kälte noch einmal deutlich, moniert er. Bayern sei nun mal ein Flächenland und nicht mit den ganz vorne platzierten Stadtstaaten Hamburg und Bremen vergleichbar. Mit einer Reichweite von 120 bis 140 Kilometern könne man zwischen Aschaffenburg und Lindau wenig anfangen.
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Außerdem seien Autos der CSU-Regierung „rollende Büros“ und böten Möglichkeiten, bei denen E-Autos nicht mithalten könnten.
Staatssekretär Füracker verwies auf die seine eigene Zurückhaltung mit seinem BMW 730 D mit „nur“ 250 PS. Die SPD-Politiker Michael Müller (Berlin), Stephan Weil (Niedersachsen) und Hannelore Kraft (Nordrhein-Westfalen) hätten weit mehr PS unter der Haube, argumentiert er.
Antragsteller Markus Ganserer (Grüne) sieht darin freilich keine Sparsamkeit und hält den CSU-Politikern vor, dass in Berlin sogar die Polizei teilweise schon elektrisch fahre.
Die Regierenden in Bayern wollen sich natürlich nicht von ihren komfortablen BMW 7er und Audi A8 trennen. Tagesfahrleistungen von bis zu 800 Kilometern mit den „rollenden Büros“ seien nicht ungewöhnlich, meint Staatssekretär Füracker. Die Hersteller der Fahrzeuge und deren Zulieferindustrie sorgten im Freistaat immerhin für 180 000 Arbeitsplätze.
Kein Problem, wirft der Thorsten Glauber (FW) ein. So könne zum Beispiel Finanzminister Söder problemlos in einen BMW i8 umsteigen, der pro Kilometer nur 47 GrammCO2 ausstößt.