Pflege: Zu arm für einen Heimplatz

In weiten Teilen Deutschlands kostet ein Heimplatz mehr als Senioren sich leisten können.
dpa, oz |
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Was Altenpflege kostet, ist je nach Region unterschiedlich. Viele Senioren können sich das nicht leisten. Doch der Preis für günstige Pflege sind schlecht bezahlte Fachkräfte.

Gütersloh - Deutschlands Bürger werden immer älter – und das bedeutet zugleich auch, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in der Bundesrepublik weiter zunimmt. Bis 2030 sollen es 3,4 Millionen Menschen sein. Aktuell liegt die Zahl derer, die stationär oder ambulant gepflegt werden müssen, bei 2,6 Millionen. Die Bertelsmann-Stiftung hat sich nun damit beschäftigt, wie es um die Pflegeheime steht, und wie viel die Bewohner für einen Platz bezahlen müssen. Das Ergebnis ist erschreckend, denn: In weiten Teilen Deutschlands kostet ein Heimplatz mehr, als sich Senioren leisten können.

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Der fällige Eigenanteil für den Heimplatz in fast der Hälfte aller Städte und Kreise (44 Prozent) das durchschnittliche Haushaltbudget der über 80-Jährigen - bei großen regionalen Unterschieden.

Rechnerisch reicht die Finanzkraft der Hochbetagten vor allem in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Teilen von Baden-Württemberg und Bayern nur für eine Versorgung im Heim von maximal zehn Monaten im Jahr.

"Ist das Geld knapp für die Versorgung im Heim hat das zur Folge, dass häufiger Angehörige einspringen oder Pflegebedürftige zusätzliche Sozialleistungen beantragen", sagt Stefan Etgeton, Projektleiter für die Untersuchung. So mussten 2013 bundesweit 41 Prozent aller Pflegebedürftigen Sozialhilfe beantragen. "Dahinter, dass in manchen Regionen, die Menschen länger zuhause gepflegt werden, steckt also nicht immer eine freie Entscheidung, sondern eben auch häufig ökonomische Notwendigkeit", stellt der Gesundheitsexperte fest.

Pflegebedürftige im Norden und im Osten müssen sich dagegen weniger um die Finanzierung ihres Heimplatzes sorgen. So reiche die durchschnittliche Finanzkraft der über 80-Jährigen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den ostdeutschen Flächenländern fast überall mehr als aus.

Dies allerdings geht zu Lasten des Pflegepersonals: Deutliche Lohnunterschiede stecken den Experten zufolge hinter dem auffälligen Gefälle zwischen Nordost und Südwest, wo das Einkommen der Pflegekräfte zum Teil doppelt so hoch sei. 2013 lag die Spanne der Bruttoentgelte in der Pflege zwischen 1714 und 3192 Euro monatlich.

Das schlägt sich in den Heimkosten nieder: Professionelle Pflege kostet je nach Region im Schnitt zwischen 88 Euro im Jerichower Land und Zwickau und 153 Euro pro Tag in Köln und Krefeld. Bislang fehle es der Politik an einer Lösung, wie Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Familien finanziell zu überfordern, beklagt die Bertelsmann-Stiftung.

Bedarf höher als Leistungen

Schon in Pflegestufe I ist der tatsächliche Geldbedarf um mehrere hundert Euro im Monat höher als die gesetzlichen Leistungen, erklärt die Stiftung Warentest. Für viele kann eine private Versicherung helfen, diese Lücke zu schließen.

Ein Überblick:

  • Pflegetagegeldversicherung: Bei dieser Variante bekommen Versicherte ein Tagegeld in vereinbarter Höhe. Der Vorteil: „Sie können mit dem Geld machen, was Sie wollen“, erklärt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale. Die Leistung kann also nach Bedarf verwendet werden. Nach Angaben der Stiftung Warentest zahlt ein 55-jähriger Modellkunde hier rund 90 Euro im Monat für einen guten Tarif. Für Pflegetagegeldversicherungen gibt es auch staatliche Förderung.
     
  • Pflegekostenversicherung: Diese Variante orientiert sich an den tatsächlich entstehenden Kosten. Bei professioneller Pflege bekommt der Versicherte hier nach Vorlage der Rechnung eine Leistung, bei privater Pflege wird ohne Nachweis ein geringerer Betrag gezahlt. Diese Versicherungen sind etwas günstiger: Laut Stiftung Warentest kostet eine solche Police für den Modellkunden etwa 67 Euro im Monat.
     
  • Pflegerentenversicherung: „Eine Pflegerentenversicherung funktioniert ähnlich wie eine Lebensversicherung“, erklärt Weidenbach. „Sie zahlt je nach Schwere der Pflegebedürftigkeit eine monatliche Rente.“ Die Vorteile: Die Beiträge steigen in der Regel nicht, und die Beitragszahlungen können im Gegensatz zu den beiden anderen Varianten ausgesetzt werden. Der Nachteil: Diese Versicherungen sind in der Regel teuer. Nach Angaben der Stiftung Warentest zahlt der Musterkunde hier rund 190 Euro im Monat.
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