Peter Sodann: Der peinliche Dritte

Der Ex-Tatort-Kommissar kandidiert für die Linkspartei als Bundespräsident. Aber nach zahlreichen Fehltritten schämen sich inzwischen sogar die eigenen Leute für ihren Kandidaten.
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"Nerviger, säuerlicher Ossi": Präsidentschaftskandidat Peter Sodann kommt nicht gut an
dpa 2 "Nerviger, säuerlicher Ossi": Präsidentschaftskandidat Peter Sodann kommt nicht gut an
Als Tatort-Kommissar "Bruno Ehrlicher" war Sodann durchaus beliebt.
nz 2 Als Tatort-Kommissar "Bruno Ehrlicher" war Sodann durchaus beliebt.

Der Ex-Tatort-Kommissar kandidiert für die Linkspartei als Bundespräsident. Aber nach zahlreichen Fehltritten schämen sich inzwischen sogar die eigenen Leute für ihren Kandidaten.

BERLIN Wo ist eigentlich Peter Sodann geblieben? In wenigen Wochen wird der undespräsident neu gewählt, und während Horst Köhler und Gesine Schwan durchs ganze Land reisen und für sich Werbung machen, ist der Kandidat der Linkspartei wie vom Erdboden verschluckt. Sein einziger Auftritt in Bayern ist am 1. Mai, bei einer DGB-Kundgebung in Burghausen.

Auf der Homepage der Linken findet sich kein einziger Hinweis auf den 72-jährigen Ex-"Tatort"-Kommissar, der im vergangenen Herbst mit viel Tamtam auf den Schild gehoben wurde. Auch beim Europa-Parteitag in Essen im Februar spielte Sodann keine Rolle. Er durfte zwar vorne sitzen, aber weder Parteichef Oskar Lafontaine noch Fraktionschef Gregor Gysi erwähnten ihn mit einem Wort. Der Kandidat ist seiner eigenen Partei peinlich.

Aus gutem Grund: Seit seiner Kür ist Sodann mit so vielen haarsträubenden Äußerungen, Absurditäten und Fettnäpfchen aufgefallen, dass er nun öffentlich überhaupt nichts mehr sagen darf. Ein kleines Sodann-Best-Of der vergangenen Monate:

Das Sodann-Fettnapf-Best-Of

Wenn er "Polizeikommissar von Deutschland" wäre, so Sodann, würde er erstmal Deutsche-Bank-Chef Ackermann verhaften. Auf Kritik erwidert er ganz uneitel: "Jesus hat doch auch bestimmte Herrschaften aus dem Tempel verwiesen."

Vor Journalisten im Bundestag kalauerte er, er löse morgens gerne als erstes ein Kreuzworträtsel auf dem Klo. "Dann habe ich gleich zwei Erfolgserlebnisse."

In einem Interview sagte er, Deutschland sei keine richtige Demokratie. Die Bundestagsgebäude erinnerten ihn an "Knäste".

Außerdem betonte er, an der DDR sei nicht alles schlecht gewesen. Beim Mauerfall habe er auch "Trauer" empfunden. Dass er während seiner Zeit als kritischer Theaterregisseur in Halle von bis zu 90 Stasi-Spitzeln umgeben war, habe ihn "nicht gestört".

Und zu guter Letzt schlug er vor, die Nationalhymne durch die Kinderhymne von Bertold Brecht zu ersetzen.

Wenn man sich mit Linkspartei-Mitgliedern über Sodann unterhält, fällt häufig der Begriff "Fremdschämen". Die Parteispitze fürchtet sogar, dass einige Linkspartei-Wahlmänner für Gesine Schwan stimmen könnten. Für sie wollte die Linke eigentlich stimmen – bis Schwan Oskar Lafontaine einen Demagogen nannte. Der ärgerte sich so sehr, dass er partout einen eigenen Kandidaten wollte. Acht Anwärter sagten Nein, Peter Sodann sagte Ja.

Wurde der Schauspieler anfangs noch mit einer Mischung aus Belustigung und Skepsis porträtiert, wird mittlerweile offen Häme über ihn ausgegossen – und zwar aus jeder politischen Richtung. Die "FAZ" nannte Sodann "eine selten so kompakt anzutreffende Verdichtung von Talentlosigkeit, Einfältigkeit, Arroganz, Selbstgerechtigkeit, Besserwisserei, Ressentiments, Borniertheit, Taktlosigkeit und Larmoyanz".

"Außer Sprüchen wenig zu bieten"

Die "taz" bescheinigt ihm "heilige Einfalt", "übersichtliche Denkweise" und zeigt sich genervt von seiner "Kleiner-Mann-macht-nur-Spaß-Art". Und die "Frankfurter Rundschau" kritisiert Sodann als "säuerlichen Ossi", der "in den Neunzigern steckengeblieben ist" und der "außer Anekdoten und Sprüchen wenig zu bieten hat".

Sodann versteht den Wirbel nicht. "Ich werde ja eh nicht gewählt", sagt er. Er werde seine Kandidatur aber "fürs Kabarett verarbeiten". Da muss man dann ja zum Glück nicht hingehen.

Annette Zoch

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