Personalroulette: Größere Flecken auf weißen Westen

Seehofer will Guttenberg. Einerseits aus parteipolitischem Kalkül, um Markus Söder, dem ungeliebten Langzeitaspiranten aufs Ministerpräsidentenamt, einen ebenbürtigen Konkurrenten vor die Nase zu setzen. Andererseits aus der ehrbareren Absicht, kluge Köpfe mit politischer Zukunft um sich zu scharen. Fragt sich nur, ob man einem überführten Dissertationsschwindler ein hohes politisches Amt überhaupt noch einmal übertragen darf.
Eine zweite Chance verdient
Ich meine, ja. Die Geschichte ist nicht arm an Staatsmännern mit weit größeren Flecken auf der weißen Weste. Winston Churchill zum Beispiel. Der hatte im Ersten Weltkrieg als Marineminister den alliierten Angriff auf die türkische Halbinsel Gallipoli zu verantworten, der über 100.000 Soldaten das Leben kostete. Im Zweiten Weltkrieg sorgte Churchills halsstarriger Widerstand gegen Hitler-Deutschland am Ende ganz entscheidend mit dafür, dass die Alliierten den Sieg davontrugen. Nun muss dem Freiherrn zu Guttenberg nicht zwangsläufig eine Karriere beschieden sein wie dem berühmten britischen Premier – aber eine zweite Chance hat er allemal verdient.
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