Peinlich und zynisch
Guido Westerwelles Kommentare zu Libyen sind peinlich, zynisch und selbstgerecht, findet AZ-Redakteurin Anja Timmermann.
In letzter Zeit war es erfreulich still geworden um Guido Westerwelle. Damit ist es leider wieder vorbei: Was er derzeit an peinlichen, zynischen und selbstgerechten Kommentaren zu Libyen abgibt, lässt die relative Stille davor schmerzlich vermissen. „Deutschland hat einen wichtigen Beitrag geleistet“, erklärt er zufrieden zum absehbaren Sieg der Rebellen. Bitte? Ja eben nicht! Auf exakt sein Betreiben. Weil er dachte, er könne sich wie weiland Schröder als Friedensfürst gegen böse Kriegstreiber präsentieren, verweigerte Deutschland sein Ja zum Libyen-Einsatz. Unter anderem mit der Begründung, die „arabischen Massen“ könnten dagegen sein.
Natürlich gab es Risiken – aber ohne jenen von Westerwelle abgelehnten Einsatz wären die meisten der Rebellen, die er jetzt beglückwünscht, tot. Deutschland hat eben keinen Beitrag geleistet. Nicht wenigstens verbal den Einsatz der anderen unterstützt. Nicht – wie andere Länder – wenigstens Schiffe geschickt, um den bedrängten Zivilisten in den umkämpften Hafenstädten zu helfen. Und die „arabischen Massen“ in Libyen sagen nun, sie würden sich merken, wer ihnen bei der Befreiung geholfen hat – und wer eben nicht. Deutschland habe wohl wegen des Öls zu Gaddafi gehalten, vermuten sie. Falsch: Das war es nicht, das war einfach nur die Instinktlosigkeit unseres Außenministers. Neuerlich unter Beweis gestellt nun durch sein seltsames Eigenlob – und die wohlfeilen Ratschläge, was die Rebellen jetzt machen sollten.
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