Patchwork-Familie und trockener Witz

Christian Wulff oder Joachim Gauck: Egal wer am Dienstag die Wahl zum Bundespräsidenten gewinnt: Die nächste First Lady bringt mehr Leben ins Schloss Bellevue.
von  Abendzeitung
Wer von den beiden wird First Lady? Daniela Schadt (l.) oder Bettina Wulff
Wer von den beiden wird First Lady? Daniela Schadt (l.) oder Bettina Wulff © dpa

BERLIN - Christian Wulff oder Joachim Gauck: Egal wer am Dienstag die Wahl zum Bundespräsidenten gewinnt: Die nächste First Lady bringt mehr Leben ins Schloss Bellevue.

Die eine plant schon für die neue Rolle, bei der anderen ist erstmal die Waschmaschine kaputt: „Das wäre was, wenn der Jochen am Mittwoch nichts zum anziehen hat“, scherzt Daniela Schadt. Die 50-Jährige hat Witz. Bis vor kurzen war sie „nur“ Lebensgefährtin von Joachim Gauck. Unter Umständen könnte sie bald „First Lady“ werden. Bettina Wulff hingegen könnte die erste Hausherrin einer Patchwork-Familie im Schloss Bellevue sein – und für ein bisschen Glamour sorgen.

Kommt es zum Favoriten-Sieg, dann wird es auf alle Fälle deutlich lebhafter in der Präsidentenvilla in Berlin-Dahlem. Bettina und Christian Wulff haben einen zweijährigen Sohn. Linus Florian war schon unterwegs, als Wulff und die gelernte Medienberaterin 2008 heirateten. Für beide ist es die zweite Ehe. Neben dem blonden Linus zöge auch noch der sechsjährige Leander aus der ersten Ehe der 36-Jährigen ein. „Modern, selbstbewusst“ wird sie gerne genannt, und einen Schuss Humor hat die halbtags beschäftige PR-Assistentin auch. Der zeigte sich im August beim Pferderennen in Hannover, als sie Baby-Buggy mit einem Wagenrad-großen „Ascot“-Hut kombinierte.

Die jüngste First Lady würde Bettina Wulff, und sie weiß sich auszudrücken: „Ich werde meine Rolle schon finden“ sagt sie, und: „Ein Spielzimmer im Schloss Bellevue kann ich mir gut vorstellen.“

Vorstellen muss sie sich auch, den Halbtags-Job als Sprecherin bei der Drogerie-Kette Rossmann aufzugeben. Mit dem Umzug nach Berlin wäre der nicht mehr machbar. Ob sie weiter zum Basketballspielen kommt oder zum Joggen im Tiergarten, bleibt abzuwarten. Sportkleider, Business-Kostüm, alles steht der Hochgewachsenen Blondine gut, und wenn sie schulterfrei trägt, wie im Januar beim Münchner Filmball, dann erscheint ein bierdeckelgroßes „Tribal“-Tattoo auf ihrem rechten Oberarm.

Mit diesem Glitzereffekt kann Daniela Schadt nicht dienen. Die Nürnberger Journalisten zeigt eher trockenen Humor: „Schmeiß’ gleich dein Handy weg“, sagte sie zu Joachim Gauck. „Dich fragen sie doch als ersten.“ Gleich nach dem Rücktritt von Horst Köhler war das und der Instinkt trog die Politik-Redakteurin nicht. Vor zehn Jahren hat es gefunkt, als Gauck in Nürnberg eine Stasi-Ausstellung eröffnete.

„Schnelle Hochzeit ausgeschlossen, spätere nicht unbedingt“, sagt Gauck jetzt für den Fall des Sieges. Dafür müsste der ehemalige Pastor sich aber erst scheiden lassen. Von der Mutter seiner vier erwachsenen Kinder lebt der 70-Jährige getrennt. Die Ehe ging in den Wende-Turbulenzen um 1990 in die Brüche, als Gauck einer der führenden DDR-Bürgerrechtler war.

Mit seiner Frau hat er sich längst ausgesöhnt, und auch die nächste Beziehung des gebürtigen Rostockers ging schiedlich friedlich auseinander: Die ehemalige Geliebte organisierte jetzt die Vorstellungsreisen vor der Wahl.

Daniela Schadt, die gebürtige Hessin, macht sich dabei rarer. „Ich muss nicht überall mit und als schmückendes Beiwerk dienen“, sagt sie. Mit der Popularität und ihrer neuen Rolle fremdelt sie noch: „Irgendwie drollig“ sei die. Eines müsste sie im Fall seines Sieges sicher nicht mehr: Den Waschmaschinen-Techniker selbst einweisen. mm.

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